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Theater Theater: Bravo-Rufe für Wagners «Walküre» in Weimar

16.04.2007, 11:13
Auf der Bühne des Deutschen Nationaltheaters (DNT) in Weimar wird am Mittwoch (11.04.2007) eine Szene aus «Die Walküre» zu Richard Wagners Bühnenfestspiel «Der Ring des Nibelungen» geprobt. (Foto: dpa)
Auf der Bühne des Deutschen Nationaltheaters (DNT) in Weimar wird am Mittwoch (11.04.2007) eine Szene aus «Die Walküre» zu Richard Wagners Bühnenfestspiel «Der Ring des Nibelungen» geprobt. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Weimar/dpa. - Das Deutsche Nationaltheater Weimar wagt sich nach rund 50 Jahren wieder an den gesamten Zyklus «Der Ring desNibelungen» von Richard Wagner - und ist damit auf Erfolgskurs. Nachdem umjubelten Auftakt für «Rheingold» im vergangenen Jahr feiertenam Sonntagabend die 800 Premierengäste «Die Walküre» mit langemBeifall und Bravo-Rufen. Operndirektor und Regisseur Michael Schulzund Generalmusikdirektor Carl St. Clair gelang eine Inszenierung auseinem Guss, die durch ihre Konzentration auf Gesten, Augenkontakteund Begehrlichkeiten überzeugte.

Bis zum Ende der kommenden Spielzeit 2007/2008 wollen beide ihren«ring in weimar» abschließen. Dann verlassen Schulz und St. Clair dieKlassikerstadt: Schulz wird 2008 Generalintendant des GelsenkirchenerMusiktheaters im Revier, der US-Amerikaner Generalmusikdirektor derKomischen Oper in Berlin.

In Wagners Welt der Nixen, Zwerge, Riesen und Götter sind die in«Rheingold» spielenden Kinder in «Die Walküre» herangewachsen. DieGeschichte führt unmittelbar hinein in den Kampf der Götter um denErhalt ihrer Macht, um verbotene Geschwisterliebe und das Aufbegehrenentrechteter Kinder. Kein Bärenfell, kein prunkvolles Gelage oderhektische Betriebsamkeit stören die emotional anrührendeInszenierung, die ihre Besucher fünf Stunden - mit zwei Pausen - inden Bann zieht. Schulz verzichtet etwa beim Walkürenritt auf dasgängige Klischee und überrascht mit einer Kissenschlacht der Wotan-Töchter in ihren Doppelstockbetten.

Die hervorragende Staatskapelle unter dem Dirigat von St. Clairbietet einfühlsam den Hintergrund für die «Augen-Blicke» zwischenSieglinde (Nicola Bella Carbone) und Siegmund (Christian Elsner):Zart, verschämt und noch äußerst unsicher sind die Berührungen, mitdenen Sieglinde die Hände von Siegmund abwischt. Je intensiver in derMusik die Verbindung der in verbotener Liebe zueinander entbranntenGeschwister beschworen wird, desto auswegloser scheint ihreSituation. Siegmund wird durch den Willen Wotans getötet. Sieglindeerwartet ein Kind von ihrem Bruder: Siegfried, der Held des nächstenWagner-Oper.

Im Mittelpunkt der Oper steht jedoch der Vater-Tochter-Konfliktvon Wotan (Renatus Mészár) und Brünnhilde (Catherine Foster).Siegmunds bedingungslose Liebe zu Sieglinde erweckt BrünnhildesSelbstbewusstsein. Sie unterstützt Siegmund gegen den ausdrücklichenWillen ihres Vater. Ein Entschluss mit verheerenden Folgen: DerGöttervater entzieht einer Lieblingstochter die Göttlichkeit. Siewird in einen Schlaf versenkt, aus dem sie einzig von einem «hehrenHelden», der ihr ebenbürtig ist, erweckt werden kann.

Mehrere Jahre hat das Nationaltheater den «Ring» vorbereitet. DasGesangsensemble sei in den vergangenen Jahren gewachsen und reif fürsolch eine Herausforderung, begründete Operndirektor Schulz dasMammutprojekt. Zudem habe Weimar mehrere Bezugspunkte zu RichardWagner. Bei seinem späteren Schwiegervater Franz Liszt fand der wegenseiner Teilnahme am Dresdner Maiaufstand steckbrieflich gesuchteWagner 1849 Unterschlupf. 1856 verhandelte Wagner mit dem WeimarerHerzogshaus um die Aufführung seines «Rings». Das Vorhaben schlugfehl und die Thüringer Residenzstadt kam so um das Festspielhaus, das20 Jahre später in Bayreuth gebaut wurde.