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The Beatles The Beatles: Am Sonntag wäre John Lennon Rentner geworden

06.10.2005, 08:03
Das Archivfoto zeigt den britischen Musiker John Lennon im November 1966. Am Sonntag (9. Oktober 2005), wäre der Beatles-Bandleader 65 Jahre alt geworden. (Foto: dpa)
Das Archivfoto zeigt den britischen Musiker John Lennon im November 1966. Am Sonntag (9. Oktober 2005), wäre der Beatles-Bandleader 65 Jahre alt geworden. (Foto: dpa) London Express

New York/London/dpa. - Und John, der vor fast einem Vierteljahrhundert, am 8. Dezember1980, vor seiner New Yorker Haustür von einem Irren erschossen wurde,wird in der Vorstellung seiner Fans wieder dabei sein. «Es isterstaunlich», sagte Ono dem britischen Musikmagazin «Uncut», «aberJohn ist keine vergessene Person.»

Ganz gewiss nicht. Die Legende Lennon lebt. In New York wie inLondon, in seiner Geburtsstadt Liverpool wie in unzähligen anderenOrten der Welt ist John dieser Tage kaum zu übersehen. Meist mitwallenden langen Haaren und runder Metallrahmenbrille - seinendamaligen Markenzeichen der Rebellion gegen alles Spießbürgerliche -ist er auf Magazintiteln, Postern und Büchern abgebildet.

Talkshows beschäftigen sich mit dem Erbe des Mannes, dessen Namefür das Lebensgefühl einer ganzen Generation und - zusammen mit PaulMcCartney - für einige der großartigsten Songs unserer Zeit steht.Radio-DJs legen sie wieder auf. Musiker, von denen viele noch nichtgeboren waren, als die Beatles 1961 von Hamburg aus zum Siegeszug umdie Welt starteten, haben Coverversionen von Lennon-Titelneingespielt.

«Seine Musik klingt eben immer noch frisch und relevant», sagtBilly Idol von Generation X. Lennon komme heute noch an, weil «erstets an die Grenzen ging. Er rief allen zu "Die Welt ist offen -geh' raus und suche!"». Aktuell wirkt auch die Botschaft, die Lennonzu Zeiten des Vietnam-Krieges verkündete: «Give Peace a Chance.»Würde er heute gegen den Irak-Krieg protestieren? «Natürlich würde erdas», sagt Ono.

Die japanische Happening-Künstlerin hat sich nach Kräften darumbemüht, dass Johns 65. weltweit nicht nur ganz groß, sondern auchwürdevoll und möglichst ohne Kritik und Gezänk gefeiert wird.Besonders erfolgreich war die Verwalterin des finanziellen undkünstlerischen Lennon-Nachlasses damit allerdings nicht.

So geriet ein groß aufgezogenes Musical über den «intellektuellen»Beatle am Broadway, dessen Inszenierung Ono unter Kontrolle hatte,trotz sehenswerter Ensembleleistung zum Flop. Der Vorwurf vielerKritiker: Zu viel Harmonie, zu viel Glorienschein, zu wenig von derDrogensucht, von der Verzweiflung, von Schaffenskrisen und Verwirrungdes Super-Beatle.

Zudem ärgerte es Fans, dass am Broadway Onos Rolle beimAuseinanderbrechen der ersten und bis heute kaum erreichten Superbandder Welt im Jahr 1970 einmal mehr unter den Teppich gekehrt wordensei. Da klatschte eine andere Hinterbliebene hämisch in die Hände:Cynthia Lennon, Freundin aus Teenagertagen in Liverpool, Ehefrau von1961 bis 1968 und Mutter von Julian Lennon, feuerte mit demEnthüllungsbuch «Try to See it My Way» eine Breitseite auf ihreNachfolgerin und auch auf Ex-Ehemann Lennon ab.

Der, so klagt Cynthia, habe den Sohn Sean bevorzugt, den Yokogenau am 35. Geburtstag des Ex-Beatle zur Welt brachte. Der ältereSohn Julian hingegen sei weitgehend ignoriert und obendrein vom Erbeausgeschlossen worden. Während er «für Frieden und Liebe in der Welteintrat», schrieb Julian im Vorwort, sei es für Vater Lennon«zugleich sehr schwer gewesen, irgendwie Frieden und Liebe für seineerste Familie zu finden, für meine Mutter und mich».

Etliche britische Zeitungen schlachteten die Vorwürfe aus. Einmalmehr wurden auch angebliche «Insider-Berichte» über Alkohol-, Drogen-und Sexexzesse aufgelegt. Frauen meldeten sich zu Wort, die in wildenNächten mit John und gleich noch mit den anderen drei Beatlegeschlafen haben wollen.

Und der Autor Albert Goldman wärmte in seinem Buch «The Lives ofJohn Lennon» Spekulationen auf, wonach Beatles-Manager Brian Epsteinsich in schwuler Liebe zu John verzehrte und wegen dessen Beziehungzu Yoko Ono Selbstmord begangen haben soll. Kein Wunder, dass Ono aufdie Reporterfrage nach der «bedeutendsten Hinterlassenschaft Lennons»dessen Song «Just Gimme Some Truth» nannte. «Alles, was ich will»,heißt es da, «ist die Wahrheit.»