Telekinesis zwischen Tokio und Seattle
Hamburg/dpa. - Für den Songwriter und Performer Michael Benjamin Lerner wird ein Traum wahr: Mit der Veröffentlichung seines Debütalbums «Telekinesis!» vereint er seine Liebe zur japanischen Kultur mit seiner Leidenschaft als Schlagzeuger und Sänger.
Schon mit Beginn der Pubertät lernte Lerner Schlagzeug und spielte in diversen Bands in Seattle, dem Mekka des Garage-Rock. Das Interesse zur Musik ausbauend, begann er später am Sir Paul McCartney's Liverpool Institute Of Performing Arts Tontechnik zu studieren und schrieb seine ersten Songs während der morgendlichen Aufnahmesessions. Um diesen Erfahrungsschatz bereichert, ging Lerner daran, mit Produzent und Death-Cab-For-Cutie-Bassist Chris Walla an seinem Debüt zu arbeiten. Angestrebtes Ziel war es, die eingespielten Stücke so authentisch und enthusiastisch wie möglich wirken zu lassen. Zu diesem Zweck wurde mit analogem Equipment gearbeitet und jeder aufgenommene Song noch am selben Tag abgemischt.
Entstanden ist ein den Augenblick festgehaltenes, nicht auf nachträgliche Korrektur bedachtes Werk mit elf Songs, das in einer Rekordzeit von nur zwei Wochen entstanden ist. Als Japanfreund und eingefleischter Seattle-Bewohner würde man eigentlich einen Retro-Sound erwarten, dessen melancholisches Konzept dazu einladen würde, den Lauf der Musikgeschichte festzuhalten. Anders Michael Benjamin Lerner: Seine Songs sind irrsinnig eingängig und von derartigem Tempo geprägt, dass man beim Rückblick oder Innehalten ins Straucheln gerät.
Im Gegensatz zum Seattle-Grunge oder dem naiv schrillen Elektropop-Sound Anfang der 90er Jahre - wie er u.a. noch von der japanischen Formation Pizzicato Five gepflegt wurde - setzt er auf straighten Powerpop ohne Elektroschnörkel. Die treibende Kraft mit Blick nach vorn macht auch vor den Songtexten von Telekinesis nicht halt. Sie sind mitten aus dem Leben gegriffen und beschreiben oftmals kleine Begebenheiten wie Tagträume in Tokio, Liebesbriefe aus Liverpooler Cafés oder Sehnsüchte eines imaginären Handlungsreisenden. Für die laufende Tour hat Michael eine Handvoll Musiker, darunter Gitarrist Chris Staples, Bassist David Broecker und Keyboarder Jonie Broecker, engagiert. Sie alle stammen aus Seattle und kennen die ausschweifenden Fantasien, wenn die Stadt am Pazifik wieder wolkenverhangen an den Nerven nagt.