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"Tatort"-Kritik "Tatort"-Kritik: Alles andere als schwerelos

Von Anne Burgmer 03.05.2015, 19:38

Der Fall

Leo Janek lag schwer verletzt auf der Intensivstation, nur noch am Leben erhalten von Maschinen. Irgendjemand hatte ihn vor der Klinik abgelegt. Warum wollte der Helfer unerkannt bleiben? Die Dortmunder Kommissare fanden heraus, dass Janek Fallschirmspringer war und beim Base-Jumping so schwer verletzt wurde. Hatte einer seiner Freunde seinen Schirm manipuliert?

Die Lösung

Dieser „Tatort“ hatte eine besonders traurige Auflösung. Weder die betrogene Ehefrau, noch die Geliebte oder ein Freund hatte Janeks Fallschirm beschädigt, sondern sein Sohn Martin. Dieser hatte gehört, wie sein Vater im Streit mit der Mutter gesagt hatte, er habe nie ein Kind haben wollen.

Heimlicher Hauptdarsteller

Base-Jumping sieht immer spektakulär aus und es gibt auch im Ruhrgebiet viele geeignete hohe Gebäude. Doch der stillgelegte Hochofen als Kulisse für die Ermittlungen rund um die verbotenen Sprünge war eine sehr gute Wahl. Die Größe der Anlage gepaart mit dem morbiden Charme des Verlassenen passte perfekt zur Stimmung dieses Films.

Die Kommissare

Der „Tatort“ aus Dortmund ist seit Beginn so angelegt, dass er zwar abgeschlossene Fälle erzählt, jedoch die Geschichte der Kommissare über einen weiteren Bogen verfolgt. Ben Braeunlich ließ ihnen in seinem ersten Drehbuch für den Ruhrgebiets-Krimi nun besonders viel Raum. Für gute Stimmung sorgte das nicht, denn von Glück oder Zufriedenheit waren die vier Ermittler meilenweit entfernt. Faber (Jörg Hartmann) führte dieser Fall wieder schmerzhaft den Verlust seiner Familie vor Augen, Martina Bönisch (Anna Schudt) wusste nicht, wo ihr 15-jähriger Sohn steckt und Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske) haben ihre gescheiterte Beziehung noch nicht verarbeitet. Besonders Dalay littt und schleuste sich auf eigene Faust in Janeks Freundeskreis ein und erlag ebenfalls der Sucht nach Adrenalin.

Fazit

Selten hat ein Titel weniger gepasst als beim neuen Dortmunder „Tatort“. Schwerelos fühlte sich in diesem Krimi nämlich niemand, niedergedrückt hingegen fast alle. Das traf nicht auf Janeks Frau Klara (Inez Bjørg David), den gemeinsamen Sohn Martin (Mats Hugo) und seine Freunde zu, sondern vor allem auf die vier Kommissare.

Für die Faszination des Fallschirmspringens fanden Regisseur Züli Aladag und Kameramann Yoshi Heimrath sehr stimmungsvolle Bilder. Wer mehr über die Gemütslage der vier Kommissare erfahren wollte, der war bei  „Schwerelos“ genau richtig. Der Fall wurde dabei allerdings leider zur Nebensache. Schade, denn so nahm dieser „Tatort“ zu keiner Zeit Fahrt auf.