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Tanz und Musik Tanz und Musik: Josephine Baker begeisterte nicht nur Hemingway

Von Gisela Ostwald 31.05.2006, 07:57
Die amerikanische Tänzerin und Sängerin Josephine Baker (Archivfoto undatierte Aufnahme) wäre an diesem Samstag (3. Juni) 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa)
Die amerikanische Tänzerin und Sängerin Josephine Baker (Archivfoto undatierte Aufnahme) wäre an diesem Samstag (3. Juni) 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Die amerikanische Tänzerin und Sängerin wurde alsPersonifikation des «Jazz Hot» und für ihre wilde Art zu tanzenbekannt. Baker machte den Charleston in den 1920er Jahren zurSensation und schockierte das europäische Publikum mit ihrerkörperlichen Sinnlichkeit. An diesem Samstag (3. Juni) wäre sie 100Jahre alt geworden.

Josephine Baker war zu jener Zeit ein Skandal. Sie trug nichtsweiter am Leib als einen goldenen Bananenschurz und Federbausch - undwurde als schwarze Venus gefeiert. Allerdings hielt die Kirchewährend ihres Gastspiels 1928 in Wien Sondergottesdienste ab - «alsBuße für schwere Verstöße gegen die Moral». In Berlin wurde ihr als«Halbaffe» der Auftritt verboten, und im Schweizer St. Moritz bat mansie wegen ihrer afroamerikanischen Herkunft zum Dienstboteneingang.

Allen Vorbehalten zum Trotz galt Josephine Baker schon damals alseiner der bedeutendsten Showstars des 20. Jahrhunderts. Frankreichmachte sie außerdem zu seiner Nationalheldin. Während des ZweitenWeltkrieges war sie zunächst beim Roten Kreuz tätig. Dann stieg sieim Widerstand, der Résistance, auf. Dafür wurde ihr unter anderem derOrden der französischen Ehrenlegion verliehen.

Als sie am 12. April 1975, von Krankheit gezeichnet, mit nur 68Jahren starb, widmete Frankreich Josephine Baker ein Staatsbegräbnismit 21 Salutschüssen. Sie war die erste Amerikanerin, der diese Ehrezuteil wurde. Zu ihren damaligen Bewunderern gehörten Pablo Picassound die Sängerin Edith Piaf. Ebenso verehrt wurde sie von demSchriftsteller Georges Simenon, dem Komponisten George Gershwin undFrankreichs damaligem Regierungschef General Charles de Gaulle.

Dafür hatte sie in ihrem Privatleben wenig Glück. Baker heiratetedrei Mal. Nach einer Fehlgeburt, die ihr verbot, selbst Kinder in dieWelt zu setzen, adoptierte sie zwölf Waisen verschiedener Rassen undReligionen. Diesen «Regenbogen»-Kindern bot sie ein Zuhause in einemeigens dafür erworbenen Schloss in «Les Milandes», einem Dorf in derDordogne.

Doch die Spenden für den französischen Widerstand und ihrluxuriöser Lebensstil führten zum finanziellen Bankrott. Am Endesprang Fürst Rainier ein und stellte Baker in Monaco ein Haus zurVerfügung, in dem sie bis zu ihrem Herzversagen im Juni 1975 lebte.

Am 3. Juni 1906 als unerwünschte Tochter einer schwarzen Wäscherinund eines spanischen Kaufmanns in St. Louis geboren, lernte JosephineBaker schnell, mit der harten Umwelt fertig zu werden. Mit 16 schlosssie sich einer kleinen Wandertruppe an, als «Schlusslicht» einerschwarzen Tanztruppe. Dem Publikum gefiel die kleine Dürre am Endeder Chorus Line, die in beeindruckendem Tempo ihr Hinterteil bewegenkonnte.

1926 gründete Josephine ihren eigen Nachtclub «Chez Josephine». Siewurde zum schwarzen Sexsymbol. Ihr gelang es, der erotischenStrahlkraft ein Verlangen nach menschlicher Zuneigung hinzuzufügen.Mit Hilfe des Jazz und des Jazztanzes begann eine Art Eroberung desweißen Erdteils. Baker war in diesem Prozess der friedlichenEroberung eine entscheidende Figur.