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Tag 8 im "Dschungelcamp" Tag 8 im "Dschungelcamp": Begabtes Luder trifft echte Memme

Von Martin Weber 25.01.2014, 10:39
Mola und Larissa.
Mola und Larissa. RTL Lizenz

Liebe Annika, lieber Philip, 

gibt es Schöneres, als mitten in der Nacht einen Brief an euch mit dem wohlklingendsten Präteritum der Welt zu beginnen? Wohl kaum. Und weil das so ist, drücke ich es jetzt mit Entzücken sofort in die Tastatur: Ich genas. Jawohl, Annika, auch mir wurde vor wenigen Minuten das zuteil, was du mir, Philip und der KStA-Leserschaft aus der Dschungelcamp-Fankurve schon gestern freudig mitteilen konntest. Meine Larissaphobie? Weg. Hinfort. Hat sich verflüchtigt. Als hätte ich sie nie gehabt. Verantwortlich dafür ist an Tag acht im Telezoo natürlich Mola. Bevor ich zu dem Dschungelcamp-Insassen komme, bei dem die Entscheidung „Mann oder Memme?“ für alle Zeiten (also forever, ever and ever) gefallen ist, möchte ich euch – und allen anderen, die das gerade lesen – aber erzählen, was ich heute Nachmittag gemacht habe.

Gemütlich in meinem Ohrensessel sitzend, hatte ich den Klapprechner auf dem Schoß und begab mich in die unendlichen Weiten des Internets. Ich wollte einfach mal herausfinden, wie unsere österreichischen Nachbarn Larissa einsortieren. Auf der Seite von derStandard.at wurde ich fündig. Die Kollegen konnten die renommierte Kammerschauspielerin Erni Mangold, die demnächst 87 Jahre alt wird, Theaterregisseurin ist und unter anderem zwei Jahrzehnte am Reinhardt-Seminar Schauspiel lehrte, dafür gewinnen, eine Folge „Dschungelcamp“ zu gucken, Larissa-Analyse inklusive. Von dem, was Frau Mangold sagte, ist mir immer noch ganz schwupps im Schädel. Und hellauf begeistert bin wegen ihres Larissa-Tests sowieso. Vom ihrem Berufsleben gestählt und randvoll mit der Weisheit des Alters, fiel Ernie Mangold zu Larissa das hier ein: „Sie ist ein begabtes Luder. Für den Schauspielerberuf sicher geeignet. Sie dirndlt sich in die Rollen hinein und lässt sich völlig fallen. Das geht bis zu einer gewissen Trance. Darin gefällt sie sich besonders.“

Abend für Abend sehen sich unsere Autoren Martin Weber, Philip Sagioglou und Annika Leister bis zum 1. Februar das RTL-Dschungelcamp an. In einem Briefwechsel tauschen sie sich über ihre Erlebnisse aus - und schreiben sich ihren Schmerz von der Seele.

Ich weiß, Annika und Philip, wenn man zu zweit La Ola macht, ist das verdammt anstrengend. Man kommt einfach dauernd dran. Ihr macht doch gerade La Ola wegen dieser so charmanten wie rasiermesserscharfen Analyse?! Ich jedenfalls bin aktuell schon wieder knappluftig; allein ist man ja bei La Ola immer dran. Unbekannterweise recht herzlichen Dank, Frau Mangold. In Rollen dirndln bis zur Trance. Famos. Ich bin jetzt ein bisschen näher dran an der komplexen Art, wie bei Larissa die Synapsen verschaltet sind, meine Angst ist so weit weg wie diediedas Wendler von einer klugen Selbsterkenntnis. Ich bin sehr dafür, dass die Zuschauer jetzt, wo es beim Voting darum geht, wer aus dem Camp raus soll, ihr Telefonverhalten nicht ändern. Und weiterhin für Larissa anrufen und so dafür sorgen, dass sie drin bleibt. Auch deshalb, weil der Österreicherin zu sich selbst dieser goldene Satz eingefallen ist: „Ich hab’ mich auch noch nicht an mich gewöhnt.“ Die Dimension dieser scheinbar so leicht aneinandergereihten und doch so tiefsinnigen Worte: Grönemeyeresk. Das Texter-Team, das Onkel Herbert seine verschwurbelten Lyrics zusammenschraubt, ist auf jeden Fall momentan grüner als der beste aller Frösche, Kermit himself. Vor lauter Neid. So etwas wäre der Grönemeyer-Autorentruppe auch gerne eingefallen. Es könnte so einfach sein. Ist es aber nicht. Denn: Es ist Larissa.

And now for something completely different und zu den unangenehmen Dingen zur Dschungel-Halbzeit. An Tag sieben hat The artist formerly known as Mola ja schon auf Molissa gemacht und die neue Nervnatter gegeben, an Tag acht entpuppte er sich endgültig als großer Unsympath. Und als eitler Gecko. Und als Wirklichkeitsverdreher. Und die Frage „Mann oder Memme?“ hat Molissa auch für sich entschieden: Memme. Die Dschungelprüfung mit Larissa brach er ab, obwohl er, wie schon tags zuvor, den leichteren Part hatte. Zu viele Insekten. Zu viel Glibber und Schleim. Zu wenig Nerven. Und zu viele Stromstöße, die er immer dann abbekam, wenn Larissa im Spinnenkostüm mit ihrer Teleskopstange ein Drahtgeflecht berührte. Wenn man bedenkt, was Jack Nicholson seinerzeit in „Einer flog übers Kuckucksnest“ aus der Stromstroßsituation gemacht hat, ist Mola/Molissa echt ein Sauna-unten-Sitzer. Ein-Brötchen-über-der-Spüle-Aufschneider. 

Kennt ihr als junge Hüpfer Captain Jack, Annika und Philip? Das waren in den 90ern sehr erfolgreiche Eurodance-Akustikterroristen, und Franky Gee, der mittlerweile verstorbene Sänger, hat gerne den Drill Instructor gegeben und auf der Bühne genauso rumgebrüllt wie Molissa in Richtung von Larissa bei der Dschungelprüfung: „Haste das Spiel begriffen, Larissa?“ Kurze Durchsage: Sie schon. Du nicht, Herr Adebisi. Meine Prognose: Wenn Molissa so weitermacht, hat er bald das Image des Gürkchens auf dem Cheeseburger – das mag auch keiner. Wie seht ihr das, werte Kollegen? 

War sonst noch was an Tag acht? Eher nicht. Gabby kiekste und gluckste von Fleisch- und Blutpenissen und erzählte von ihrem missglückten Techtelmechtel mit dem Berliner Rap-Darsteller Sido. Insgesamt nicht ganz so auf- und erregend wie eine BRAVO-Foto-Lovestory, aber immerhin interessanter als Corinna und Tanja in einer kompletten Dschungelcamp-Woche. Corinna ist übrigens raus. Tanja ist dann morgen dran. Sagt mein Kaffeesatz-Orakel. Und ich, ich dirndl mich jetzt vom Rechner weg. Und möglicherweise später noch in Trance. Mal sehen.          

Wir lesen uns, ich freu mich drauf! 

Martin