1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Südkorea: Südkorea: Video-Künstler Nam June Paik ist gestorben

Südkorea Südkorea: Video-Künstler Nam June Paik ist gestorben

30.01.2006, 08:07
Videokünstler Nam June Paik vor Videomonitoren (Foto: dpa)
Videokünstler Nam June Paik vor Videomonitoren (Foto: dpa) GUGGENHEIM MUSEUM FILES

Seoul/dpa. - Seit seinem Schlaganfall 1996 war er halbseitig gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Er soll nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in den nächsten Tagen in New York beigesetzt werden. Dort hatte der mit der japanisch-amerikanischen Videokünstlerin Shigeko Kubota verheiratete US-Bürger sein Atelier.

Die Wurzeln von Paiks Videokunst liegen in der Musik. DasAllroundtalent, das einem weltweiten Publikum vor allem durch seineInstallationen und Videoskulpturen bekannt wurde, begann seinekünstlerische Laufbahn ursprünglich als Komponist. Bereits in den50er Jahren machte er durch Musikexperimente auf sich aufmerksam,durch das Zertrümmern von Instrumenten wollte er das Publikumschockieren und provozieren. Einen Namen machte er sich auch alsMitglied der Fluxus-Bewegung in den 60er Jahren, die durch ihreAktionskunst die moderne Kunst stark beeinflusste.

In Japan schloss der am 20. Juli 1932 in Seoul geborene Sohn einesreichen koreanischen Industriellen zunächst ein Studium der Kunst-und Musikgeschichte ab. Von 1956 an ging er nach Deutschland undstudierte an der Freiburger Musikhochschule Komposition unterWolfgang Kortner. Zu seinen künstlerischen Wegbegleitern gehörteneben dem Aktionskünstler Joseph Beuys auch der deutscheAvantgardekomponist Karlheinz Stockhausen, mit dem er Ende der 50erJahr im Kölner WDR-Studio für Elektronische Musik arbeitete.

Entscheidend für seine künstlerische Entwicklung wurde eineBegegnung mit dem amerikanischen Komponisten John Cage 1958 beiKursen für Neue Musik in Darmstadt. Dabei entwickelte der Koreanerdas Konzept der Aktionsmusik, bei der zufällige Geräusche mitklassischen Klängen gemischt wurden.

In den 60er Jahren nutzte er immer mehr das Medium Fernsehen fürseine Arbeiten. Seine erste wichtige Ausstellung, in der Paik auchzum ersten Mal manipulierte Fernseher zeigte, fand 1963 unter demTitel «Exposition of Music - Electronic Television» in der GalerieParnass in Wuppertal statt. Mitte der 60er Jahre entstanden Paikserste «Multi-Monitor-Installationen», bei denen er mehrereBildschirme zu einer Skulptur anordnete. Durch seine Kunstkommentierte er in den folgenden Jahren kritisch und sarkastisch dieBedeutung des Mediums und die Wahrnehmung der Welt durch dasFernsehen.

Von 1965 an arbeitete Paik als erster Künstler mit dem gerade erstverfügbar gewordenen Medium Video. Bei dem Happening «24 Stunden» mitJoseph Beuys benutzte Paik eine der ersten tragbaren Videokameras undverkündete: «Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetztschlagen wir zurück». Nach einer Professur an der KunstakademieDüsseldorf verschaffte sich Paik 1982 weltweit einen Namen durch einespektakuläre Installation aus 384 Monitoren im Pariser Centre GeorgesPompidou. Bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 errichtete Paikmit dem Medienturm «The more the better» ein weiteres Großobjekt ausüber 1000 Monitoren.

Paik, der 1964 nach New York übersiedelte und abwechselnd in denUSA und Deutschland lebte, wurde für seine Arbeiten weltweit mitzahlreichen Einzelausstellungen und Preisen geehrt. Die StadtDuisburg zeichnete ihn vor vier Jahren mit dem Wilhelm Lehmbruck-Preis aus «für seine wegweisenden und weltweit wirkenden Impulse derVideoskulptur und für seinen vorbildlichen interkulturellen Dialogzwischen Ostasien, Amerika und Europa».