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Stoppoks "Operation 17": Hintergündig Haltung zeigen

10.11.2016, 09:21
Neues Album, neue Tour: Stoppok. Foto: Grundsound
Neues Album, neue Tour: Stoppok. Foto: Grundsound dpa

Berlin - Mit „Operation 17” legt Deutschlands bodenständiger Blues-Rocker Nummer eins wieder eine dieser Perlen vor, die in der Welt der Musik immer seltener werden. Stefan Stoppok enttäuscht bei seinem 17. Studioalbum mit seiner Band weder inhaltlich noch musikalisch.

Der seit Februar 2016 auch schon 60 Lenze zählende Überzeugungstäter wird dabei von einer eingespielten Gruppe eigenbrötlerischer Gleichgesinnter begleitet. Seine alte Garde unter anderen mit Reggie Worthy am Bass, Drummer Wally Ingram und dem multitalentierten Keyboarder Sebel bringt sich mit aller Spielfreude ein und sorgt für den flauschig-kratzigen Untergrund, auf dem die von Stoppok lakonisch-schnodderig vorgetragenen Songs ihre hintergründige Wirkung entfalten können.

Weder verkrampft noch überambitioniert präsentiert der provokante Barde, der sich wegen seiner Vorliebe für farbige Brillengläser auch mal mit Stereotypen wie „sieht aus wie Bono von U2, nur größer” rumplagen muss, auf „Operation 17” musikalisch unterhaltsam seine kleinen provokanten Weisheiten, und manchmal klingt auch ein wenig Verzweiflung durch.

„Man weiß es nicht” ist eines der klug in Verse gefassten Kleinode: „Wir können nur vermuten, dass die Bösen und die Guten/sich nicht weiter unterscheiden, sich nur unterschiedlich kleiden/Und wir uns dann immer wieder wundern, wie dreist, wie dreist, wie dreist die Baggage auf die Wahrheit scheißt.”

Schon beim ersten Hören drängt sich auch mit „Weg hier raus” ein Favorit auf: „Es muss einen Weg hier raus geben, raunzt der Teufel. Mir wird die Sache hier zu heiß.” Genial und schonungslos ist das Bild über uns und unsere Welt, wie wir etwas „Planlos durch das All” schlingern.

„Mein Herz hat damit nix zu tun” beschreibt eine Art innere Distanz zu den uns begleitenden täglichen Schrecken, wie „Mein Nebenmann der Penner ... redet ohne Punkt und Komma, vom Sex mit seiner Frau und vom Stuhlgang seiner Omma.” Der Humor kommt eben auch nicht zu kurz.

Eine Ode den Glauben an das Gute, Wahre, Schöne hochzuhalten ist Stoppok mit „Wunderschöne Augen” gelungen. Etwas fatalistisch klingt „Das Leben verläuft”, so oder so. „Regenlied II” vom treuen Mitstreiter Danny Dziuk ist ein Appell den großen Stellenwert von sauberen Trinkwasser zu achten.

Das alles neben CD auch wieder auf Vinyl. Und um die Freunde der schwarzen Scheiben zu ehren findet sich auf der vierten Seite des Doppel-Albums ein Zusammenschnitt von Aufnahmen der Session zum 60. Geburtstag des begeisterten und begeisternden Musikers, der noch viel zu erzählen hat.

Mit seiner Band ist Stoppok momentan auf großer Deutschland-Tournee. Die nächsten Termine sind Köln (10.11.), Koblenz (11.11.), Freiburg (12.11.) und Karlsruhe (13.11.). In der Zeche in Bochum findet am 27. November das letzte Konzert statt.

Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Am 30. November startet Stoppok seine Solo-Tour, die schließlich am 23. Dezember in Düsseldorf endet. (dpa)