Stieg Larssons «Verblendung» auf DVD
Hamburg/dpa. - Die anderen beiden Kinofilme folgen in diesem Jahr. Bei der Kritik kam die Filmversion des dänischen Regisseurs Niels Arden Oplev von «Verblendung» sehr gut an. Das lag insbesondere an der grandiosen schauspielerischen Leistung von Noomi Rapace als junge Hackerin Lisbeth Salander. Mehr noch als im Roman ist die Verfilmung ihre Geschichte, weniger die des Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), Larssons Alter Ego.
Dem Regisseur gelingt ein cineastisches Bravourstück: Er bringt die 704 Seiten starke Buchvorlage gekürzt und verdichtet auf die Leinwand, ohne dass der erzählerische Sog der Geschichte allzu stark an Wirkung verliert. So schrumpft die Rahmenhandlung von einem korrupten Firmenchef namens Wennerström in der Filmversion auf wenige Minuten. Einige Figuren werden gestrichen, zwei, drei überraschende Wendungen herausgenommen oder vereinfacht dargestellt. Larsson-Fans mag das unangemessen vorkommen, angesichts der ohnehin nicht knappen Filmversion mit 152 Minuten Länge war das aber absolut notwendig.
Der Mörder ist unter ihnen - und das seit vierzig Jahren. Damals verschwand die Nichte des Industriellen Henrik Vanger bei einem Familienfest. Seither ist sie verschollen. Der Täter muss ein Familienmitglied oder ein naher Bekannter sein, ist sich der Patron sicher. Im hohen Alter unternimmt er einen letzten Versuch zur Aufklärung des Falls, der ihm keine Ruhe lässt. Er beauftragt den Journalisten Mikael Blomkvist mit einer aufwändigen Recherche zu dem mysteriösen Verschwinden. Im Laufe der Geschichte offenbaren sich Inzest, Vergewaltigungen, Ritualmorde, Schatten aus der Nazi-Vergangenheit.
Was sich bei der Lektüre in der Fantasie des Lesers wohl meist nahezu unerträglich grausam präsentiert, bleibt in den düsteren Bildern des Films oft nur angedeutet. Und auf dem heimischen Fernseher kommen die Bilder noch etwas stärker entschärft rüber. Das tut der Spannung allerdings keinen Abbruch.
In der Interviews mit den beiden Hauptdarstellern im Bonus-Material erfährt der Zuschauer noch einiges über das Drumherum der Dreharbeiten, den Umgang mit dem schweren Erbe, gegen so erfolgreiche Bücher anzuspielen. Besonders interessant sind die Aussagen von Noomi Rapace, wie unpassend ihre Person ihr zunächst für die Besetzung der schwer gestörten Hackerin Lisbeth erschien. Die 30-Jährige, die bislang außerhalb Schwedens kaum Beachtung gefunden hatte, hatte sich schlicht für zu feminin, zu niedlich gehalten. Mit Radikalschnitt, Piercings, Tattoos und extremem Fitnesstraining und Diät hat sie es geschafft, diese Attribute so weit wie nötig abzulegen. Die rotzige deutsche Synchronstimme tut ein Übriges.
Larsson erlebte den erstaunlichen Erfolg der nicht vollendeten Romanreihe, die von ihm auf zehn Bücher angelegt war, nicht mehr: Noch vor der Veröffentlichung des ersten Bandes starb Larsson 2004 im Alter von 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes, den er an seinem Arbeitsplatz, den Redaktionsräumen einer Zeitschrift, erlitten hatte.