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Überraschendes Aus Staatskapelle Halle verliert Chefdirigenten Josep Caballé-Domenech

Von Kai Agthe 07.04.2017, 10:00
Josep Caballé-Domenech
Josep Caballé-Domenech bauer

Halle (Saale) - Der zum Ende der Spielzeit 2017/18 auslaufende Vertrag von Josep Caballé-Domenech als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Staatskapelle Halle ist vom Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOO) offenbar nicht verlängert worden.

Stefan Rosinski, der Geschäftsführer der TOO, wollte sich am Donnerstag nicht zu diesem Vorgang äußern und verwies auf die Stadt Halle. Diese wiederum teilte mit, dass Caballé-Domenechs Vertrag 2018 nach fünf Jahren auslaufe. Von einer möglichen Verlängerung war keine Rede.

Dass ein Misstrauensvotum der Orchestermusiker diese Entscheidung ausgelöst habe, verneinte Stadtsprecher Drago Bock. Auf die Frage, ob die Stelle bis zum Beginn der Spielzeit 2018/19 neu besetzt werden kann, sagte er, dass man davon ausgehe. Offenbar traf die Entwicklung die Stadt überraschend. Caballé-Domenech war am Donnerstag nicht erreichbar.

Der Dirigent übernahm das hallesche Orchester mit Beginn der Spielzeit 2013/14. Bereits seit dem Jahr 2011 ist er auch Music Director des Colorado Springs Philharmonic, was bedeutet, dass er regelmäßig zwischen Halle und den USA pendelt. Bei seinem Amtsantritt in Halle sagte der Spanier 2013: „Das Orchester hat eine große Qualität. Die müssen wir stärker herausstellen.“

Er war in der Saalestadt ausdrücklich angetreten, wieder mehr junge Menschen für die Musik zu gewinnen, verlangte aber auch vom Publikum, seinen Teil zum Erfolg klassischer Musikaufführungen zu leisten: „Das ist Kunst, was wir Euch anbieten. Aber der Zuhörer muss seinen Part dabei spielen. Mitarbeiten. Mit der Musik selber wachsen“, sagte er 2013.

Bereits 2015 stand eine Vertragsverlängerung mit dem Katalanen in Halle auf des Messers Schneide, weil der Maestro ein Sonderkündigungsrecht für das Jahr 2016 gefordert hatte, in dem ein neuer Geschäftsführer für die Theater, Oper und Orchester GmbH gefunden werden musste. Das Amt bekleitet seither Stefan Rosinski.

Der 1973 in Barcelona geborene Dirigent stammt aus einer Musikerfamilie, auch sein Bruder ist Profimusiker geworden. Seine Ausbildung begann Josep Caballé-Domenech in seiner Heimatstadt, er studierte zunächst Klavier, Schlagwerk, Gesang und Geige. Das Dirigierstudium absolvierte er in den USA bei David Zinman sowie bei Sergiu Comissiona in Wien. Sein Operndebüt gab der Dirigent am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Als Konzertdirigent leitete Caballé-Domenech etwa das Royal Philharmonic Orchestra London, das Tonhalle Orchester Zürich und die Tschechische Philharmonie.

Unter Caballé-Domenechs Leitung kam unter anderem in der Spielzeit 2015/2016 Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ am halleschen Opernhaus mit großem Erfolg zur Aufführung. (mz)