Staatliche Kunstsammlungen Staatliche Kunstsammlungen: Grünes Gewölbe in Dresden wird bis Jahresende restauriert

Dresden/dpa. - Zwinger, Semperoper, Taschenbergpalais, Hof-und Frauenkirche - Dresden ist für den historischen Wiederaufbauseiner Barockbauten in höchster Qualität weltbekannt. Mit demHistorischen Grünen Gewölbe im einstigen Residenzschloss kommt bisJahresende ein weiteres handwerkliches Sahnestück dazu. «Das GrüneGewölbe ist wohl die einmalige Synthese aus künstlerischer undhandwerklicher Meisterleistung», sagte Finanzminister Horst Metz(CDU) am Freitag. Seine Wiederherstellung zeige, dass die Traditionnach 300 Jahren noch lebendig sei. «Es ist das Meisterstücksächsischer Handwerkskunst.» Das Historische Grüne Gewölbe war dieSchatzkammer der sächsischen Kurfürsten.
Die rund 100 Restauratoren, Künstler und Handwerker sind sich derVerantwortung gegenüber dem 1945 teils zerstörten Original bewusst.Behutsam setzt Restaurator Bernd Garten im Juwelenzimmers den Pinselan, prüft mehrmals jeden Strich. Jeder zig Mal vorgedachte Handgriffmuss jetzt sitzen. Auf Kasein-Tempera-Grund sind auf vorgezeichnetemMuster Fantasie und Können gefragt. «Es gibt keine Befunde, wirorientieren uns an Analogbeispielen und in Anlehnung an historischeTechniken.» Ganz langsam schaffen Garten und Restaurator-KollegeWolf-Günter Pietsch ein Muster aus Pariser oder Preußisch Blau undKarminrot.
Alle Gewerke haben ein zeitliches Limit bis zum Jahresende, auchRestaurator Hans-Christoph-Walther, der das Elfenbeinzimmergestaltet. Studiert hat er dafür nicht alte Pläne, sondern vor allemArbeiten des Hoflackierers Christian Reinow, der auch dieses Zimmerausmalte. Walther ließ seine Farben analysieren, um danach über 90Farbtöne zu mischen. Nun sehen die Verkleidungen aus Holz wieMarmortafeln aus. «Ich habe ein erhaltenes Stück als Vorlage undmeine Fantasie», sagte Walther.
Die hinter einer Schleuse liegenden Bernstein- und Bronzezimmersollen dazu dienen, die Anzahl der Besucher im «begehbaren Tresor»bei konstant 120 pro Stunde zu halten. Der Zutritt zur Schatzkammerder sächsischen Kurfürsten und Könige wird getaktet, die Besucher inMetallschleusen von Staub und Schmutz befreit. Modernste, für einMuseum ungewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen seien nötig, da vieleKunstwerke nicht unter Glas, sondern frei stehen werden. Wie dieStücke im Weißsilberzimmer, in dem die ersten Holz-Wandverkleidungenzinnoberrot leuchten.
Das Silbervergoldete Zimmer erstrahlt schon in dunklem Grün. «Wennman die Türen schließt, befindet man sich quasi im Inneren einesTresors», sagte Metz. Ein Drittel der Verkleidungen wurde 1945 Opfereines Schwelbrandes und musste neu hergestellt werden. Da es keinePläne aus der Bauzeit gibt, orientieren sich die Restauratoren anguten Fotos, wobei Details nur mit Lupe erkennbar sind. «Viele Sachenwurden erst beim Einbau vor Ort stimmig gemacht», erzählt RestauratorKarsten Püschner. Damals sei der Handwerker auch Künstler gewesen.Die Wandverkleidung der Räume verschlingt allein 12,3 Millionen Euro.
Am Fuß der Säulen im künftig verspiegelten Pretiosensaal ist nochdas Grün zu sehen, das den Räumen bereits im 16. Jahrhundert denNamen gab. Im Wappenzimmer könne der Besucher nach dem «Rausch desPretiosensaales» und vor dem Glanz im Juwelenzimmer kurz zur Ruhekommen. «Spiegel wurden 1730 auf Quecksilberbasis hergestellt, dieTechnologie ist verschüttet.» In Weißwasser habe sich eine Firmagegründet, die sie originalgetreu unter Beachtung des Umwelt- undGesundheitsschutzes fertige. Sie sollen wie einst für tausendfachesFunkeln sorgen, in dem sie das Sonnenlicht auf den in Vitrinenliegenden Diamanten zentrieren.
Die Verwendung teuerster und edelster Materialien trotz knapperKassen heute wie damals sei das, was August den Starken von Friedrichdem Großen unterschied. «Sachsen der Glanz und Preußen die Gloria»,sagte Metz.