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Speyer Speyer: Dom steht Flughafenausbau im Weg

05.03.2010, 16:24
Ein Propellerflugzeug und ein Passagierflugzeug der Lufthansa starten auf dem Flughafen Speyer/Ludwigshafen (FOTO: DDP)
Ein Propellerflugzeug und ein Passagierflugzeug der Lufthansa starten auf dem Flughafen Speyer/Ludwigshafen (FOTO: DDP) ddp

Speyer/ddp. - Seit 980 Jahren ragt in Speyer der Kaiserdom zumHimmel. An der höchsten Stelle, dem Ostturm, sind es 71,20 Meter. Nureinen Steinwurf entfernt liegt der Fluglandeplatz Speyer, ein kleinerRegionalflughafen mit großen Plänen: Künftig sollen hier mehrGeschäftsflieger starten und landen, die Start- und Landebahn dafürum 450 Meter verlängert werden. Es gibt bereits einenPlanfeststellungsbeschluss, doch der weist einen kuriosen Fehler auf:In dem Papier ist der Dom 13 Meter zu niedrig berechnet. Die Grünenfordern deshalb die Rücknahme der Ausbaupläne.

Der Fehler fiel Johannes Jaberg beim Durcharbeiten der Pläne auf:Im Planfeststellungsbeschluss sei der Dom mit 171 Metern angegeben,berichtet der Fraktionssprecher der Grünen im Speyrer Stadtrat, dassei ihm merkwürdig vorgekommen. Jaberg setzte sich mit der deutschenFlugsicherung (DFS) in Verbindung und stellte fest: Tatsächlich istder Dom 184 Meter hoch, so steht es auch in den im Internetzugänglichen Plänen. Zwar sei die Domhöhe weitgehend korrektangegeben, der Dom stehe aber auf einer leichten Anhöhe, und die seiin den Plänen nicht berücksichtigt worden, sagt Jaberg.

Das Problem: Der Dom ragt in den Sicherheitskorridor der An- undAbflugrouten hinein, laut Planfeststellungsbeschluss um neun Meter,laut DFS um 22 Meter. Jaberg befürchtet Sicherheitsprobleme, wenn aufdem Flugplatz künftig mehr und schwere Flieger landen sollen. DieZahl der Flüge in Speyer solle sich verdoppeln, damit werde aber auchder Verkehr um den Dom herum «enorm erhöht», kritisiert Jaberg. Schonjetzt gelte der Speyrer Flugplatz bei Piloten wegen seiner engenEinflugschneisen als schwierig. Wenn künftig mehrere Fliegergleichzeitig den Platz ansteuerten, drohe eine Gefährdung desWeltkulturerbes Speyrer Dom, befürchtet er.

Auf der Homepage der Betreibergesellschaft FSL FlugplatzSpeyer/Ludwigshafen heißt es, man wolle künftig einen «sinnvollenwirtschaftlichen Betrieb von Luftfahrzeugen» ermöglichen. «Es wirdgewisse Zuwächse an Geschäftsreiseverkehr geben», bestätigt auch derAufsichtsratschef des Flughafens, Rüdiger Beyer. Doch dieGeschäftsflieger flögen «ja jetzt schon.» Der Dom sei lediglich einseitliches Hindernis und stelle kein Gefährdungspotenzial dar. In denSicherheitsgutachten sei zudem mit einem 184 Meter hohen Domgerechnet worden. «Aus unserer Sicht ist derPlanfeststellungsbeschluss nicht in Frage zu stellen», betont Beyer.

Die Grünen sehen das anders: Der Beschluss beruhe auf falschenZahlen und müsse deshalb zumindest korrigiert werden, fordert Jaberg.Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner hat sich zudem an dieUNESCO gewandt: Das Szenario von «schweren Maschinen, die in hohemTakt um das Weltkulturerbe kreisen», lasse sich mit der Intentioneines Welterbedenkmals nicht vereinbaren, heißt es in dem Schreiben,das ddp vorliegt. Die UNESCO solle helfen, Schaden abzuwenden, derdurch die «Schlamperei» der Behörden drohe.

Bei dem Landesbetrieb Mobilität, der denPlanfeststellungsbeschluss genehmigte, heißt es dagegen, der Domliege lediglich in der seitlichen Hindernisfläche, alle An- undAbflugverfahren führten in einem «deutlichen Seitenabstand» am Domvorbei. Das ändere sich auch künftig nicht, da die Bahn in südlicheRichtung verlängert werde und die Landung aus Norden unverändertbleibe. Wichtig sei auch, ob «ein Hindernis als solches gut sichtbar»sei - was auf den Dom zweifellos zutreffe.

Gut sichtbar bei Tag - aber nicht bei Nacht, hält Jaberg dagegen:Nachts sei der Dom nicht ausreichend beleuchtet. Der Grünen-Sprecherist sich sicher: «Da droht Kollisionsgefahr.»