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Spaß an Bass und Bogen Spaß an Bass und Bogen: Mini-Kontrabass erobert Kinderherzen

31.01.2006, 07:25
Die Mini-Bassisten (Foto: dpa)
Die Mini-Bassisten (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Die drei Erstklässler aus Erding, Passau und Mühldorf amInn teilen seit kurzem eine Leidenschaft: Seit September zupfen undstreichen sie einen bunten Minibass und demonstrieren ihre Künste nunstolz beim Vorspieltag an der Münchner Musikhochschule. Langsam aberstetig erobert der Kontrabass im Kleinformat deutsche Kinderherzen,meinen Musikexperten. Zugleich trauen sich immer mehr Mädchen an das größte und tiefste Streichinstrument.

Bundesweit spielt das mächtige Instrument dank der Entwicklung derMinibässe eine immer gewichtigere Rolle: Innerhalb von fünf Jahrenstiegen die Schülerzahlen an deutschen Musikschulen von rund 1000 aufmittlerweile 1564, berichtet der Verband deutscher Musikschulen inBonn. Damit bleibt der tiefe Viersaiter im Vergleich zu klassischenLieblingsfächern wie Klavier (rund 132 000 Schüler), Gitarre (rund89 000 Schüler) und Blockflöte (rund 77 000 Schüler) zwar nach wievor eine musikalische Spezialität. Doch die Arbeit des deutschenMusikschulverbands, der im Jahr 2000 eine bundesweite Initiative «ProKontrabass» startete, trägt langsam Früchte.

«Was da kommt, ist sehr positiv und eine ganz unglaublicheEntwicklung», bestätigt auch Prof. Klaus Trumpf, Chef der Kontrabass-Abteilung an der Münchner Hochschule für Musik und Theater.

Für die zierlichen Körper und zarten Hände von Kindern habenfindige Instrumentenbauer im In- und Ausland kleinformatige Bässeentwickelt und handgefertigt. «Für Fünf- bis Sechsjährige bieten wirden 1/16- Bass zum Starten», erklärt Geigenbauer Manfred Rusch ausAugsburg und zeigt das gerade mal gitarrengroße Instrument. Edel undwertvoll sind die kleinen Kostbarkeiten aus Holz und im Einzelfallbis zu mehrere tausend Euro teuer. Damit Eltern künftigerNachwuchsbassisten nicht gleich abgeschreckt werden, bieten diemeisten Musikschulen Minibässe in den ersten Unterrichtsjahrenkostenfrei oder gegen geringe Gebühr.

Für genügend Spaß beim Üben sorgen einfallsreiche Lehrer wieStefan Scheicher aus Vöcklabruck. «Für die Sieben- und Achtjährigengab es wenig Literatur, da habe ich selbst eine Kontrabass-Schule fürKinder geschrieben», erzählt der Musiklehrer, der seit zehn Jahren inOberösterreich den Minibass-Bogen schwingt und bei Kindern denEinstieg im Grundschulalter empfehlen kann.

Damit die Sache funktioniert, greifen Lehrkräfte wie SabineHaußner von der Musikschule München auch gerne mal in die Trickkiste.«Bei 100 Übungsminuten pro Woche bekomme ich einen Smiley, bei 150gibt es einen Stempel und bei 200 etwas aus der Überraschungskiste»,verrät Selim, ihr achtjähriger Schüler aus der Türkei.

Immer beliebter wird der Bass bei Kindern vor allem wegen seinerVielseitigkeit, betont Georg Karger von der Kreismusikschule Erding.«Klassik oder Jazz, Orchester oder Ensemble - einfach alles istmöglich», meint der Profi. Eindrucksvoll beweist das seinzwölfjähriger Schüler Dominik: Bei einer lässigen Barpiano-Nummerwippt der Jugend-musiziert-Preisträger mit einer eigenen Begleit-Combo cool an seinem riesigen Instrument.

Inzwischen bietet jede dritte Musikschule in Bayern Unterricht amMini-Bass. «In der Nachwuchsförderung spielt Bayern eineVorreiterrolle in Deutschland», sagt Trumpf, der seit vielen JahrenMeisterkurse in aller Welt leitet. «Unsere Jugend-Orchester sindschon heute mit Bassisten gut ausgestattet.» Sorgen bereitet demProfessor dagegen der Blick ins Profi-Lager. «Da ist der Sprung nochlange nicht geschafft», weiß der Förderer des in Fachkreisenweltberühmten «Bassiona Amorosa»-Quartetts.