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Soundtracks: «Radio Rock Revolution» & «Dorfpunks»

13.05.2009, 12:48

Hamburg/dpa. - In ihren besten Momenten hat Rockmusik immer auch mit Aufbruch und Aufbegehren zu tun. Davon handeln auch die beiden Musikfilme «Radio Rock Revolution» und «Dorfpunks» mit ihren dazugehörigen Soundtracks.

Ein Schiff bringt die Massen zum Tanzen: Mitte der 1960er Jahre ankert ein illegaler Radiosender auf einem Frachter vor der Küste Englands. Von internationalen Gewässern aus können die Rolling Stones, Jimi Hendrix & Co. gesendet werden.

Im Programm der staatlichen Sender fand sich damals kein Platz für die neuen Klänge. Es ist die Zeit der «Radio Rock Revolution», wie die Musikkomödie des britischen Erfolgsregisseurs Richard Curtis («Tatsächlich... Liebe») heißt. Die Handlung geht auf die Geschichte des ersten britischen Privatsenders, Radio Caroline, zurück.

An der Seite von Oscarpreisträger Philip Seymour Hoffman («Capote») sind Kenneth Branagh und Bill Nighy in dem turbulenten Musikspektakel zu sehen, das eine Art Collage von Musikvideos ist: Als Soundtrack laufen Klassiker von Cat Stevens, den Supremes und The Who. Allesamt auch auf dem 2-CD-Soundtrack «Radio Rock Revolution» (The Boat That Rocked») zu finden.

Der Compilation bietet natürlich keine komplette Übersicht über die Musik der zersplitterten 60er Jahre - so sind die Stones oder die Beatles mit keinem Song vertreten -, aber die Bündelung zahlreicher Klassiker von Procol Harum («A Whiter Shade Of Pale») über The Moody Blues («A Whiter Shade Of Pale») und Chris Andrews («Yesterday Man») bis zu den Easybeats («Friday On My Mind») bringt Spaß und kratzt mehr als nur an der Oberfläche der 60er. Dazu gibt es mit Duffys Coverversion «Stay With Me Baby» auch einen brandneuen Song der walisischen Soul-Sensation, die sich nahtlos in den Sound der Dekade einpasst.

20 Jahre später sieht alles schon ganz anders aus. Schmalenstedt, 1984: Erwartungsvoll blicken die Schüler auf die Bühne, auf der das Konzert der neuen Punkrock-Gruppe beginnen soll. Doch statt fetziger Klänge überrascht ein Bandmitglied (Pit Bukowski) die Gymnasiasten mit einem politischen Pamphlet.

Im Brustton der Überzeugung erklärt der Musiker, dass sie niemals Platten aufnehmen werden, um nicht die «faschistischen Mechanismen» der Industrie zu bedienen. Nach dieser provokativen Ansage verlässt die Band sang- und klanglos den Saal. Mit seinem Spielfilm «Dorfpunks», eine Verfilmung von Rocko Schamonis gleichnamigen Erfolgsroman, liefert der norddeutsche Regisseur Lars Jessen («Am Tag als Bobby Ewing starb», «Schimmelreiter») eine augenzwinkernde Reminiszenz an die 80er Jahre, in denen die pulsierende Punk-Bewegung ihr eigenes Lebensgefühl schuf: ablehnend, aufsässig, aufrührerisch.

Entsprechend klingt der Soundtrack, der mit den brachialen Hamburger Polit-Punks Slime beginnt, die mit dem umstürzlerischen «Hey Punk» zum Mitgröhlen einladen. Von den Stranglers («Duchess»), Buzzcocks («I Believe»), Siouxsie & The Banshees («Spellbound») oder Stiff Little Fingers («Alternative») gibt es weitere kostbare Punk-Klassiker. Für den Soundtrack stand Rocko Schamoni dem Filmteam als Musikberater zur Seite.

Einen Klassiker haben Fuck Of Tomorrow nicht zu bieten - die Film-Dorfpunks stümpern sich allerdings unnachahmlich durch den Song «Spießer». Dass die 80er Jahre natürlich nicht nur Punk waren, zeigen Haysi Fantayzee («John Wayne Is Big Leggy»), A Flock Of Seagulls («Wishing (If I Had A Photograph Of You)») oder Laura Branigan («Self Control»). Verfestigt werden die heterogenen Teile durch atmosphärische Einsprengsel von Jakob Ilja (Element of Crime).

www.radiorockrevolution.de

www.dorfpunks-der-film.de