Song Contest Song Contest: Lenas Satellit kreist über Düsseldorf

München/AFP. - Verglüht Lenas im vergangenen Jahr aufgestiegener Satellit schon wieder? Oder wird sie ein zweites Mal die Herzen in Europa für sich gewinnen? Keiner vermag zu sagen, wie Lena Meyer-Landruts und damit Deutschlands Chancen vor dem Finale des Eurovision Song Contest (ESC) am kommenden Samstag stehen. Einen totalen Absturz fürchten zwar die wenigsten, doch auch nur wenige setzen auf einen Sieg ihres Liedes «Taken by a stranger» - ein solider Platz irgendwo in den Top Ten ist die verbreitetste Prognose. Dafür will die ARD aber Nummer eins werden: Ihre Übertragung des weltweit ausgestrahlten Wettbewerbs soll zur mitreißenden Show werden.
Als Lena in der Nacht zum 30. Mai vergangenen Jahres mit ihrem Lied «Satellite» als erste deutsche ESC-Siegerin seit Nicoles «Ein bisschen Frieden» von 1982 feststand, löste das in Deutschland eine Welle der Euphorie aus. Doch die Welle verlief sich rasch wieder. Die Auswahl des neuen deutschen Lieds als One-Woman-Show mit Lena zu Jahresbeginn geriet eher öde, und Lenas Entdecker Stefan Raab reagierte zunehmend gereizt auf Vorhaltungen, die Suche nach einem anderen Kandidaten wäre womöglich schlauer gewesen.
Von den Misstönen ist derzeit aber nichts mehr zu hören. Im Gegenteil: Allmählich wächst die Vorfreude, vor allem Düsseldorf unternimmt viele Anstrengungen, ein würdiger Gastgeber zu sein. Alleine die 36.000 Zuschauer in der ausverkauften Düsseldorf Arena versprechen eine imposante Atmosphäre.
Nach der auch vom Hype um Lena motivierten Rückkehr Österreichs in den ESC erreicht die Zahl der teilnehmenden Länder zudem mit 43 wieder den Rekordstand aus dem Jahr 2008. Im Finale dürfen allerdings nur 25 Länder antreten: Am Dienstag oder Donnerstag muss das Gros der angemeldeten Länder im Halbfinale antreten, nur die «großen Fünf», Deutschland, Spanien, England, Frankreich und Italien, sind für den Samstag gesetzt.
ProSieben zeigt am Dienstag das erste Halbfinale, am Donnerstag die ARD das zweite. Seit der Einführung der Vorausscheidungen im Jahr 2004 gewann fast immer ein Halbfinalist später das Finale - Lena war im vergangenen Jahr die einzige Ausnahme. Besonders die Runde am Donnerstag dürfte spannend werden, weil dort das als mitfavorisiert geltende irische Zwillingsduo Jedwards und die seit ihrem ESC-Sieg 1998 berühmte Transsexuelle Dana International aus Israel antreten.
Allerdings ist Danas Lied «Ding Dong» eine leicht verwechselbare Popnummer - so wie viele andere Songs des Wettbewerbs, dem Kritiker seit Jahren ein Verlust an musikalischer Qualität vorwerfen. Insofern könnte die Rechnung von «Mister ESC» Stefan Raab, dass das mystisch-düstere «Taken by a stranger» sich durch seine Ungewöhnlichkeit von der Konkurrenz des Komponistenwettbewerbs absetzt, am Ende doch aufgehen.
Doch wie auch immer die deutsche Platzierung am Ende aussieht - ebenso wichtig erscheint, wie Deutschland sich den aus vielen Ländern angereisten Fans und den erwarteten weltweit über 120 Millionen Fernsehzuschauern präsentiert. Die Hauptverantwortung dafür liegt bei der ARD, die für die Übertragung des Wettbewerbs 12,1 Millionen Euro aus dem Gebührentopf abgezwackt hat. Statt des in der Vergangenheit üblich gewordenen Moderatoren-Duos setzt der Senderverbund auf ein Trio: «Tagesschau"-Moderatorin Judith Rakers, Stefan Raab und Comedian Anke Engelke führen durch die Show.
Nach den Worten von ESC-Koordinator Thomas Schreiber geht es dem Senderverbund um nichts geringeres, als dem Image der Deutschen ganz im Sinne des diesjährigen Mottos «Feel your heart beat!» einen neuen Anstrich zu geben. «Der Herzschlag und damit die Emotion ist nicht die erste Assoziation, die man mit Deutschen und Deutschland hat», sagte Schreiber der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Doch genau dies wolle die ARD erreichen - Deutschland so zu präsentieren, wie es das Motto verspricht.