Sidney Lumets «Tödliche Entscheidung» auf DVD
Rom/dpa. - «Tödliche Entscheidung» von Altmeister Sidney Lumet («Serpico», «Der Manchurian Kandidat») will in keine der herkömmlichen Kategorien so richtig passen. Der Film ist kein Kriminalstück, obwohl alles mit Raub und Mord beginnt.
Ebenso wenig kann er als Thriller bezeichnet werden, obwohl es ihm an psychologischer Spannung wahrlich nicht mangelt. Vielmehr ähnelt der Streifen einer Tragödie griechischen Ausmaßes, worauf der Regisseur bereits im Originaltitel («Before The Devil Knows You're Dead») hinweist, in dem er aus einem irländischen Sprichwort zitiert: «Mögest Du eine halbe Stunde, bevor der Teufel erfährt, dass du tot bist, im Paradies ankommen.» Jetzt ist dieses superbe Drama auf DVD erschienen, inklusive Bonusmaterial.
Erzählt wird in gut zwei Stunden die Geschichte der ungleichen Brüder Andy und Hank Hanson. Sie planen und begehen ein Verbrechen, um sich von all ihren kleinen, miesen Alltagsproblemen zu befreien und in ein paradiesisches Dasein zu fliehen - sei es auch nur für eine halbe Stunde. Während Andy von einem Wiederaufleben seiner tristen Ehe mit Gina (Marisa Tomei) träumt, braucht Hank Geld, um sich aus seiner gescheiterten Existenz zu befreien. Die beiden beschließen, den Juwelierladen der Eltern auszurauben und so nimmt die Tragödie ihren Lauf. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass die Hoffnung der beiden auf irdische Paradiese nicht erfüllt werden wird.
Lumet besticht mit gnadenlosen, kalten Porträts. Andy spielt den ehrbaren Bürger und ist der Anständige für seine Eltern, dabei ist er es, der den verhängnisvollen Plan ausheckt ohne Rücksicht auf Verluste. Hank hingegen ist durchgehend klein, feige und eigensüchtig. Er geht auf Andys Vorschlag, die eigenen Eltern zu überfallen ein. Im Unterschied zum älteren Bruder hat er allerdings Gewissensbisse. Und er hat nicht den Mumm, die Sache so wie geplant durchzuziehen. Mit beeindruckender Konsequenz ist in dem Film alles mies und banal: Keiner der Charaktere ist positiv, alle betrügen oder verletzen sich gegenseitig. Selbst New York als Handlungsort ist eine Satdt ganz ohne Glanz und Charme.
Die Schauspieler überzeugen mit großartigen Leistungen: Von Oscar- Preisträger Philip Seymour Hoffman («Capote») als Andy und Ethan Hawke (Oscar-Nominierung für «Training Day») als Hank bis hin zu Albert Finney («Erin Brockovich») in der Rolle des Vater Hanson.