Sia rührt das Herz an
Hamburg/dpa. - Sie schmiert sich ordentlich Farbe ins Gesicht und stellt fest, dass es da draußen Leute gebe, die wirklich Probleme hätten. «Some People Have Real Problems» heißt das neue Album der exzentrischen Sia (33), die in letzter Zeit viele neue Freunde gewonnen hat.
Bei amerikanischen TV-Produzenten ist die australische Sängerin ziemlich beliebt. Ihre Songs tauchen in Serien wie «Brothers & Sisters», «Grey's Anatomy», «CSI: Miami» und «Six Feet Under» auf. Aber nicht nur amerikanische Fernsehgewaltige sind von Sia begeistert. «Some People Have Real Problems» sei das «erste große Pop-Album des neuen Jahres», meint das «Slant Magazine» stellvertretend für viele.
Einen nicht geringen Anteil an Sias Reputation hat auch der schräge US-Promiblogger Perez Hilton: «Sie gehört momentan zu den aufregendsten Künstlern», meint er und rühmte in schöner Regelmäßigkeit ihre recht bizarren Videos, deren Klickraten daraufhin in die Höhe gingen.
Auch Hip-Hopper und R&B-Star Kanye West entpuppte sich als begeisterter Blogger, als er Sia bei der David Letterman Show sah. «Schaut euch das an», schrieb er. «Das ist der totale Wahnsinn. Ich habe mir ihr neues Album gleich besorgt, nachdem ich ihre Performance gesehen habe.»
Große Begeisterung also für eine Künstlerin, der man auf MySpace und YouTube die Hütte einrennt und deren neues Album beim Starbucks-Label Hear Music (Paul McCartney, Joni Mitchell) erschienen ist. Es war ein langer Weg mit vielen Umwegen und Stationen für Sia Furler, die am 18. Dezember 1975 im südaustralischen Adelaide das Licht der Welt erblickte. Auf der Habenseite hat sie bereits einige Solo-Alben und die Zusammenarbeit mit Zero 7. Noch nie aber ist sie so weit gekommen, wie mit ihrem neuen Album. Sie klopft an der Pforte des ganz großen Erfolges an.
Produziert hat «Some People Have Real Problems» Jimmy Hogarth, der bereits den perfekten Rahmen schuf für Sängerinnen wie Corinne Bailey Rae und vor allem Amy Winehouse, der Sia stimmlich immer wieder ziemlich nahe kommt, ohne den Retro-Blick auf den Sixties-Soul allerdings.
Soul-Pop ist es aber allemal, Soul-Pop mit viel Gefühl zudem: Dabei gurrt und schlurft sich Sia mit ihrer temperament- und seelenvollen Stimme durch die emotionalen Songs von «Some People Have Real Problems», die von Liebe, Hoffnung und Verlust handeln. Nicht immer sind die Songs aber so eingängige Mainstream-Ohrwürmer wie das schöne «Little Black Sandals», mit dem das Album eröffnet wird. Ein seelenvolles Lied über Trennung und das Ende einer unliebsamen Partnerschaft.
Sanft und vornehmlich im Midtempo geht es weiter, bis «Some People Have Real Problems» in das Nachtlied «Lullaby» mündet, das herzergreifend, sehnsuchtsvoll und tröstlich noch einmal ganz tief in die Gefühlskiste greift. Allzu rührselig aber soll es nicht enden: Mit dem beschwingten Pop-Song «Buttons» klingt Sias schönes Album aus.