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Shirley Bassey krönt ihre Karriere

Von Sebastian Döring 11.11.2009, 07:00

London/dpa. - Michael Jackson nannte sie nur «Lady Goldfinger». Shirley Bassey ist diese Lady aus Wales mit der betörend-gefühlvollen Opernstimme, die seit fast sechs Jahrzehnten ein Millionenpublikum in ihren Bann zieht und mitreißt.

Die James-Bond-Melodien «Diamonds Are Forever», «Goldfinger» und «Moonraker» machten sie weltberühmt. Nun holt die zur Dame geadelte Jazzdiva im Alter von 72 Jahren - nach gesundheitlichen Problemen - noch einmal richtig Schwung. Gerade ist ihr ihr 65. Album erschienen: Es ist mehr als «History Repeating», mehr als eine Wiederholung ihrer vergangenen Hits.

Mit «The Perfomer» krönt Bassey ihre Musikkarriere. Das erste Album mit völlig neuem Material seit 27 Jahren wird, so hört es sich an, ihr letztes sein. Für die Aufnahmen ging die Queen der britischen High Society zufällig in dasselbe irische Musikstudio, in dem der «King of Pop» an neuen Songs gearbeitet haben soll. «Er war wenige Monate vor mir dort, aber ich weiß, er hatte in einem Hotel die Straße runter gewohnt», sagte Jacksons Freundin dem Blatt «Wales on Sunday». Wenn das kein Omen für ihre Platte ist.

Schon beim ersten Titel stockt einem der Atem. «Almost There» läutet melancholisch eine 42-minütige Reise durch Basseys Schaffen ein. Zum Auftakt verkünden Trompeten Abschied wie auf einer Beerdigung an einem nasskalten November-Tag in Wales. Hoffnungsvoll singt sie von der verloren gegangenen Liebe: «Wir waren fast angekommen, sieht so aus, als ob ich Dich irgendwo verloren habe». Ihre wiederentdeckte Liebe zur Musik beweist sie sodann temperamentvoll mit dem knalligen Flamenco-Stück «Apartment» und beamt den Hörer von Wales nach Andalusien.

Das Album ist auch eine Reise durch das «Who is Who» der britischen Musikszene. Take-That-Sänger Gary Barlow komponierte die verträumte Swinghymne «This Time». Die walisische Rockband Manic Street Preachers schrieb die musikalische Autobiografie «The Girl From Tiger Bay» und legt ihr im Text ans Herz, nicht ihre Wurzeln zu vergessen. Die Pet Shop Boys, Nick Hodgson von den Kaiser Chiefs und KT Tunstall sind verantwortlich für weitere Songtexte.

Mit ihrer ewig jungen Alt-Stimme führt sie in «No Good About Goodbye» nun Alicia Keys vor, was eine gute James-Bond-Titelmelodie für «Ein Quantum Trost» gewesen wäre - Keys hatte zusammen mit Jack White wenig überzeugend «Another Way To Die» als Bond-Titelsong abgeliefert. Und Basseys Lied «Nice Men» wäre für den nächsten Agententhriller noch zu haben...

Die Texte stehen im übertragenen Sinn für ihr Leben. In Tränen brach die Sängerin aus, als sie «After The Rain» von Richard Hawley aufnahm. Er sorgte sich auch zunächst, Textzeilen wie «Das Mädel kann es einfach nicht mehr ertragen» könnten «ein bisschen zu düster» sein.

Basseys Privatleben ist von Schicksalsschlägen durchzogen. Ihr Vater verschwand, als sie zwei war. Ihr homosexueller Ehemann starb nach der Scheidung. Ihre Tochter starb 22-jährig. Im vergangenen Jahr rettete eine Notoperation ihr eigenes Leben, im Jahr davor überlebte sie eine Notlandung mit dem Hubschrauber. «Lady Goldfinger» gibt sich von all dem unbeeindruckt - sie strahlt weiter vor Lebensfreude. Die einzige Kontinuität im Leben der Dame Shirley Bassey ist Musik.

www.shirleybassey.de