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Sesamstraße Sesamstraße: Ernie und Bert erobern Afghanistan

02.12.2011, 14:10
Ernie und Bert: Seit dieser Woche ist die Sesamstraße im afghanischen Fernsehen zu sehen. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Ernie und Bert: Seit dieser Woche ist die Sesamstraße im afghanischen Fernsehen zu sehen. (FOTO: DPA/ARCHIV) dpa

Kabul/AFP. - Ziel ist es, den Kindern des kriegsgeschüttelten Lands auf lustige Weise Wissen zu vermitteln. Aus kultureller Rücksicht verzichtet die Koproduktion aber auf einige der typischen Figuren und Themen der US-Kinderserie.

Am Donnerstag ging «Baghsch-e-Simsim» auf einem örtlichen Fernsehkanal zum ersten Mal auf Sendung. «Baghsch-e-Simsim» ist eine Gemeinschaftsproduktion des Sesame Workshop mit dem afghanischen Sender Tolo. Für den Anfang sind 26 halbstündige Episoden geplant. Sie bieten den typischen Mix aus kurzen Filmen und Auftritten der Muppet-Figuren.

Allerdings nicht immer: Oscar zum Beispiel, das ewig schlechtgelaunte Zottelmonster aus der Mülltonne, bekommt keinen Gastauftritt, weil seine Leidenschaft für Abfall in der afghanischen Gesellschaft auf Befremden gestoßen wäre, wie die afghanisch-amerikanische Produzentin Tania Farzana erklärt. Aus ähnlichen Gründen teilt Graf Zahl Oscars Schicksal, der Graf Dracula im Puppenformat, der den Kindern auf wohlig-gruselige Art das Zählen beibringt.

Eine Szene, in der sich Ernie und Bert anbellen, fiel ebenfalls dem Rotstift zum Opfer. «Das schlimmste Schimpfwort in Afghanistan ist Hund - da können wir Ernie und Bert unmöglich wie Hunde bellen lassen», sagte Farzana der Nachrichtenagentur AFP. «Alles andere aber geht: Sie können ruhig wie Löwen brüllen oder wie Hähne krähen». Anders als in der amerikanischen Version ermutigt die afghanische Sesamstraße die Kinder auch nicht zum Tanzen: Dies würde in der konservativen islamischen Gesellschaft als allzu offene sexuelle Anspielung angesehen. «Stattdessen bringen wir die Kinder dazu, zur Musik zu turnen. Welche Eltern können sich da schon beschweren», sagt die Produzentin.

"Lehrer hier in Afghanistan werden feststellen, dass die Sesamstraße Kindern im Vorschulalter helfen kann, gut vorbereitet in die Schule zu starten», lobt der US-Botschafter in Kabul, Ryan Crocker, die Initiative. Sie zeige den Kindern «die Welt um sie herum». Vize-Bildungsminister Mohammad Siddik Patman sagte, das Programm werde den Kleinen auch die «Traditionen, Kultur und andere Aspekte des afghanischen Lebens» nahebringen.

Im benachbarten Pakistan läuft die Sesamstraße bereits seit Jahresanfang, Koproduktionen gibt es unter anderem auch in Bangladesch, Ägypten und Mexiko.