Serbien-Montenegro Serbien-Montenegro: Schriftsteller Aleksandar Tisma gestorben

Belgrad/dpa. - Der serbisch-jüdische Schriftsteller Aleksandar Tisma ist am Sonntag im Alter 79 Jahren gestorben. Tisma, der als Chronist der Grausamkeiten im Europa des vergangenen Jahrhunderts galt, sei in seiner Heimatstadt Novi Sad einer kurzen aber schweren Krankheit erlegen, berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Beta.
Tisma, der einst Partisanenkämpfer in seiner Heimat Jugoslawien war, schrieb Prosawerke wie «Der Gebrauch des Menschen», «Schule der Gottlosigkeit» und «Das Buch Blam». Er schilderte die politischen Auseinandersetzungen während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit in der multiethnischen Vojvodina und deren Hauptstadt Novi Sad. Tisma war auch Autor von Gedichten und Theaterstücken.
Für sein Werk wurde der Literat im früheren Jugoslawien und international mehrfach ausgezeichnet. So bekam er 1996 unter anderem den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
«Das gesamte Werk Tismas ist gegen die Intoleranz gerichtet, und diese Auszeichnung soll die Verantwortung der serbischen Intellektuellen nicht nur für das Geschehene, sondern auch für die kommende Zeit betonen, in der uns die Ernüchterung, Entschmutzung und Befreiung von der kollektiven Schuld erwartet», hieß es 1996 in einer Preisbegründung unter der Schirmherrschaft des Generalsekretärs des Europarates. Der Schriftsteller war im vergangenen Jahr zu einem neuen Mitglied der Berliner Akademie der Künste gewählt worden.
Tisma wurde als Sohn eines Serben und einer ungarischen Jüdin an der Grenze Jugoslawiens zu Ungarn geboren. Er studierte in Belgrad Deutsch, Englisch und Französisch und absolvierte eine Ausbildung als Journalist. Das Schreiben hatte er bereits mit 16 Jahren begonnen. Sein erster Gedichtband «Die bewohnte Welt» erschien 1956.
Von 1961 an veröffentlichte er vorwiegend Erzählungen und Romane, die Kritiker für eine feine psychologische Durchdringung menschlicher Schicksale lobten. «Der Gebrauch des Menschen» aus dem Jahre 1976, der als internationaler Bestseller hoch gelobt wurde, gilt als bedeutendstes Werk. Der Roman spielt während des Zweiten Weltkrieges in Novi Sad, das von Ungarn okkupiert war, bis Titos Partisanen die Stadt befreiten. Er kam erst 1991 in einer deutschen Übersetzung auf den Markt.