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Semperoper Semperoper: Neuer Intendant sieht großes Potenzial

21.08.2003, 08:46
Blick in den Saal der Dresdner Semperoper (Foto: dpa)
Blick in den Saal der Dresdner Semperoper (Foto: dpa) dpa

Dresden/dpa. - Die Dresdner Semperoper hat nach Ansicht ihres neuen Intendanten Gerd Uecker gute Chancen, im Konzert der besten europäischen Opernhäuser mitzuspielen. «Die Motivation aller Mitarbeiter, ihre hohe Disziplin und ihr Respekt vor dem Kunstwerk sind ein großes Kapital», sagte Uecker in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aus diesem Geist heraus lasse sich viel gestalten. «Man kann Standorte wie München oder Wien nicht mit Dresden vergleichen. Bei den einzelnen Produktionen aber können wir punkten.» Uecker hatte am 1. August Christoph Albrecht als Intendant der Sächsischen Staatsoper abgelöst. Zuvor war er Direktor an der Bayerischen Staatsoper München.

Nach Darstellung von Uecker hat die Sächsische Staatsoper auch in der Vergangenheit wiederholt einen hohen Qualitätsstandard bewiesen. Dies sei aber zu wenig nach außen getragen worden. «Das lag manchmal auch an der Berichterstattung. Für viele Journalisten liegt Dresden zu weit ab und ist verkehrsmäßig schlecht angebunden», sagte der 56- Jährige. Albrecht habe nach der Wende das Haus vor allem nach innen stabilisieren müssen. Diese Epoche sei nun vorbei. «Jetzt muss die Semperoper offener werden. Meine Aufgabe besteht darin, die Präsenz des Hauses zu stärken und die Kontakte zum Publikum auszubauen.»

Auch inhaltlich will Uecker für Neues offen sein. «Ich möchte im Laufe der Jahre viele Regisseure einladen, die noch nie hier gearbeitet haben. Gleiches gilt für Sängerinnen und Sänger von Rang», betonte der Intendant. Wenn Dresden in der «Ersten Liga» spielen wolle, müssten Künstler verpflichtet werden, die den internationalen Standard prägen. Im Unterschied zur Ära Albrecht möchte Uecker die Spielzeit in Dresden stärker strukturieren. Neben Eröffnungs- und Abschlusstagen gibt es fortan auch während der Saison Festtage zu einem besonderen Thema. Im Februar 2004 steht so das «Musiktheater im 20. Jahrhundert» im Mittelpunkt.

Bei allen Plänen sieht Uecker der Zukunft nicht sorgenfrei entgegen. «Es gibt Überlegungen, die Deckelung des Etats von 67 Millionen Euro noch länger als zwei Jahre fortzusetzen. Auf lange Sicht sehe ich für die Oper darin ein existenzielles Problem», sagte Uecker. Auf Grund steigender Tarife und Sachkosten bedeute ein gedeckelter Etat einen realen Schwund von 2,5 bis 3 Prozent pro Jahr. Das sei nicht mehr zu kompensieren. «Bei Faktoren wie Anzahl der Vorstellungen und Auslastung (98 Prozent) sind wir am Limit angelangt. Betriebswirtschaftlich betrachtet ist diese Kuh ausgemolken und bekommt jedes Jahr immer weniger Futter.»

Höhere Eintrittspreise hält der Intendant für weltfremd. «Sie sind aus sozialen Gründen nicht durchsetzbar. Das Dresdner Publikum ist an einer Schallgrenze angelangt», sagte er. Ein Platz in der Semperoper kostet je nach Aufführung und Preiskategorie zwischen 3 und 80 Euro. «Ich habe Verständnis für die finanziellen Probleme des Freistaates. Mich frustriert aber eine Kulturpolitik, die sich nur noch an betriebswirtschaftlichen Faktoren orientieren will», kritisierte Uecker ein generelles Problem in Deutschland.

Dennoch wolle er am Anfang seiner Amtszeit kein Schreckensszenario entwickeln. Das Procedere im Fall eines Niedergangs sei ohnehin klar. «Wer Personal entlassen muss, kann nicht mehr so viel produzieren. Das wiederum lässt die Einnahmen und die Auslastung sinken. Diese Spirale dreht sich bodenlos nach unten.» Er gehe aber davon aus, dass eine solche «Inszenierung» vom Freistaat Sachsen nicht gewünscht sei.