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Sehnsucht nach Ewigkeit: «Lucy im Licht» ist bereits ein Bestseller

Von Ulrike Cordes 27.08.2007, 08:57

München/dpa. - Der Sensenmann lässt keinen aus, eines Tages erwischt der Tod jeden von uns. Doch in den meisten Menschen hält sich die mehr oder weniger heimliche Hoffnung, dass das irdische Dasein am Ende nicht alles gewesen sein soll.

Vom wahren Leben im Licht der Ewigkeit und der Heimkehr der geplagten Seele zu Gott sprechen die großen Religionen und auf ihre Weise auch die älteren Naturglaubensrichtungen in aller Welt schon längst. Als billiger Trost beziehungsweise unbewiesene Wunschgebilde werden solche Vorstellungen seit der Aufklärung von Laien und Wissenschaftlern immer wieder verworfen. Zahlreiche bedeutende Forscher jedoch waren fest verwurzelt in Gottgläubigkeit, so Einstein, Heisenberg und Hawking.

Mit dem Dasein nach dem Tod befasst sich auch das populär geschriebene Sachbuch eines renommierten Physikers, der mittels exakter Wissenschaft die Existenz einer himmlischen Ewigkeit und des göttlichen Schöpfers nicht beweisen, aber erklären helfen will. Wenn Markolf H. Niemz' «Lucy im Licht - Dem Jenseits auf der Spur» beim großen Publikumsverlag Droemer in München erscheint, hat das Werk schon eine Karriere hinter sich: Der Vorgängerband «Lucy mit c», den Niemz nun in erweiterter Fassung vorlegt, brachte es seit Dezember 2005 auf eine 20 000er Auflage beim Publikations-Dienstleister Books on Demand (BoD).

Im Mai 2006 kam so erstmals ein BoD-Produkt auf eine Taschenbuch- Bestsellerliste. Das 1998 gegründete Unternehmen in Norderstedt bei Hamburg druckt jedes einzelne Buch erst nach Endkunden-Bestellung - für Niemz, Ordinarius für Medizintechnik und Physik an der Heidelberger Universität, wurde unter anderem ein Auftritt in Frank Elstners SWR-Talkshow «Menschen der Woche» zum Auslöser der hohen Nachfrage.

Niemz' Grundannahme, dass die Seele nach dem Tod mit Lichtgeschwindigkeit ins Universum rase und dort Ewigkeit und Allgegenwärtigkeit erfahre, scheint die Leser zu berühren. Einsteins spezielle und allgemeine Relativitätstheorien sowie Erkenntnisse der Quantenphysik führt der Autor in sehr einfachen Worten und Bildern an, um alles Irdische als relativ, einzig die Lichtgeschwindigkeit jedoch als absolut zu definieren. In theologischer Sicht sei dieses Licht Gott - unabhängig von Raum und Zeit, ergo ewig und allgegenwärtig.

Seine Ergebnisse ergänzt der preisgekrönte Laser-Forscher und bekennende Christ um Aussagen von Menschen, die einmal klinisch tot waren: Viele berichteten von Reisen durch dunkle Tunnel ins himmlische Licht, verbunden mit Urgefühlen kosmischen Glücks. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass andere Wissenschaftler solche, vor allem in den 80er Jahren viel diskutierten Erfahrungen schlicht als Halluzinationen deuten.

Eine positive Einstellung zum Tod ist es, was der 43-jährige Autor und Vater zweier kleiner Söhne seinen Lesern schließlich vermitteln möchte - und nicht zuletzt zum Leben: Menschen mit Nahtoderfahrungen sagten, dass ihnen hernach alles Materielle unwichtiger geworden sei. Wesentlich blieben allein Liebe und Wissen. Niemz wagt sich dann allerdings weit auf das theologische Feld, wenn er schreibt, das Dasein sei «ein Spiel, das (...) vermutlich nur ein einziges Ziel kennt, nämlich sich im Sinne seines Schöpfers zu vollenden».

Bei seinem spirituellen Resümee erlaubt es sich der Verfasser sogar, den Lesern einen «Best of»-Mix aus den Weltreligionen anzuraten. Manchmal allzu simpel kommt, in der Sorge um Allgemeinverständlichkeit, außerdem der Schreibstil seines Buches daher - mit einer Fantasie-Lucy als Führerin durch Raum und Zeit. Doch der Faszination des Werkes, das für «letzte Fragen» so frappierend simple und glücklich stimmende Antworten zu finden weiß, tut das wohl auch in Zukunft keinen Abbruch.

Markolf H.Niemz: Lucy im Licht - Dem Jenseits auf der Spur

Droemer Verlag, München

224 S., Euro 16,90

ISBN 978-3-4262-7420-0