Schwarze Komödie «L'Auberge Rouge» auf DVD
Hamburg/dpa. - Hamburg Die «LAuberge Rouge», die rote Herberge, liegt einsam, abseits, auf einer Hochebene in den Bergen des Zentralmassivs. Nur wenige Gäste verirren sich an diesen unwirtlichen Ort.
Mit den kargen Einnahmen können die Wirtsleute Pierre (Christian Clavier, «Asterix») und Rose Martin das Gasthaus nicht betreiben, die hübsche Tochter Mathilde und den zurückgebliebenen Ziehsohn Violet nicht ernähren. Als einer der wenigen Gäste auf eine Leiter steigt, rüttelt der kleine Violet nur leicht daran: Der Käsehändler stürzt und wird unter dem Apfelbaum begraben. Er war der Erste.
Was zufällig begann, wird bald Methode und Violet wird kräftiger und geübter im Umgang mit den Gästen, es geht leichter von der Hand. Die ebenso resolute wie charmante Wirtin Rose (Josiane Balasko) wird später beichten: «Ab dem Dritten haben sie viel weniger gelitten». Raubmord erweist sich als lukrativer Nebenerwerb und so betreten im Laufe von 20 Jahren 102 Gäste die Herberge, können sie lebendig aber nicht mehr verlassen.
Doch jetzt steht der Gasthof endgültig vor dem Ruin: Die nahegelegene Straße wird verlegt. Da kommt die Reisegesellschaft gerade recht, ein Schaden an der Achse zwingt die Postkutsche zum Aufenthalt: Eine Comtesse, ihr Sohn mit Frau, ein Holzfäller, ein Notar, ein Reisender in Sachen Spitze das verspricht reiche Beute. Komplettiert wird die Szenerie durch Vater Carnus (großartig Gerard Jugnot, «Die Kinder des Monsieur Mathieu»), mit seinem jungen Schutzbefohlenen Octave auf dem Weg ins Kloster. Doch soviele Gäste zur selben Zeit hatten die Martins noch nie zu bewirten Voilá, es ist angerichtet!
Mit seiner rabenschwarzen Komödie, die jetzt auf DVD erschienen ist, ist Regisseur Gérard Krawczyk ein kleines Meisterstück gelungen, aufwendig verfilmt und szenisch stimmig koloriert. Die Geschichte vom mordenden Wirtspaar geht zurück auf das historische Ehepaar Martin. Man schätzt, dass in ihrer Herberge «LAuberge de Peyrebeille» an der Nationalstraße 102 zwischen 1807 und 1833 über fünfzig Gäste ihr Leben lassen mussten. 1833 wurden Wirt, Wirtin und Gehilfe im Hof der Herberge guillotiniert. Bereits 1923 machte ein Stummfilm das grausige Geschehen zum Thema, 1951 folgte eine zweite Adaption mit Fernandel in der Hauptrolle.
Die «LAuberge Rouge» ist kein wirklich schöner Ort für Gäste, aber sie ist ein schöner Ort für Freunde der französischen Burleske. Man sollte die kleine Herberge besuchen, wenn einem die absurden Grotesken aus «Delikatessen» gefallen und die spitzzüngigen Dialoge aus «8 Frauen» noch in guter Erinnerung sind. Was dort die Damen unter sich ausmachen, gelingt hier im Wechselspiel zwischen dem Priester und seiner Versuchung, der eigenen Angst vor den mordenden Wirtsleuten. Denn der schlitzohrige Experte, der nach der Beichte als einziger das dunkle Geheimnis kennt, findet bei den Martins die passenden Gegner im Geiste: «Was zählt ist die Schönheit der Seele!», weiß die Wirtin.
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