Schülertheatertreffen in Magdeburg Schülertheatertreffen in Magdeburg: Viel Spaß am Spiel und Lust auf Leben
Magdeburg/MZ. - Wohl ist das selbst erarbeitete Stück "Hitlers Urenkel", das auf dem gleichnamigen Buch des halleschen Arztes und Gerichtsgutachters Andreas Marneros basiert, bisweilen ein wenig didaktisch geraten. Doch es nimmt durch die Klarheit seiner Position auch immer wieder für sich ein. Szenen wie die, in der ein geistig Behinderter von Skinheads zu Tode getreten wird, oder der Monolog einer Neonazi-Braut über ihre eigene Lebensunsicherheit und die Aussagen eines der Mörder sind eindrucksvoll gearbeitet. Am Ende präsentieren die Darsteller Wünsche aus Zeiten, als das Wünschen noch half. Um Frieden geht es dabei und um Friedfertigkeit. Einer möchte seinen Ball zurück haben. Das kann man naiv finden - oder mutig. Es ist jedenfalls meilenweit vom marktüblichen, wohlfeilen Zynismus entfernt. Gegen den wendet sich auch "Christoph, Einar und die Anderen", eine schon im Januar zum Schleef-Festival in Sangerhausen stark beachtete und hoch gelobte Produktion des dort ansässigen Geschwister-Scholl-Gymnasium.
Die jungen Leute haben eine pfiffige Idee szenisch gut umgesetzt: An den Bildern aus der komplizierten Kindheit und Schulzeit ihres berühmten "Mitschülers", des Dramatikers und Regisseurs Einar Schleef (1944-2001), spiegeln sie eine Parallelhandlung um den jetzt lebenden Christoph - einen Träumer und Querkopf, wie Schleef einer war. Ob es freilich gelingt, einem Publikum, das von Schleefs Biografie und Künstlertum wenig (oder gar nichts) weiß, die ganze Dimension des Spiels zu erschließen, ist fraglich. Entmutigen sollte das die Sangerhäuser nicht - ihr Theaterprojekt hat mehr bewegt als etwa das knirschende Kabarett der "Einsteiner" aus Magdeburg.