«Schlaf & Traum» «Schlaf & Traum»: Dresdner Ausstellung zeigt Geheimnisse der Nacht

Dresden/dpa. - Zwei Freunde dienten als Muntermacher.Nach Berichten von Augenzeugen reagierte er irgendwann missgelauntauf seine Umgebung. Als er sich endlich schlafen legte, wolltenReporter das Geheimnis seines Durchhaltevermögens ergründen - nachAnsicht von Gardner alles nur eine Frage des Willens.
Der «Wachbleiberekord» gehört zu einem von rund 300 Exponaten, diedas Deutsche Hygiene-Museum Dresden von diesem Samstag an in seinerAusstellung «Schlaf & Traum» zeigt. Die Objekte, darunter Kunstwerke,Videos und Darstellungen wissenschaftlicher Experimente, stammen ausaller Welt von Alaska bis Tokio. Dass dieses Thema erdumspannendinteressiert, liegt in der Natur der Sache. Zwar gibt es auch beimSchlafen und Träumen kulturelle Unterschiede. Eine Tatsache bleibtaber für alle: Ein Drittel seines Lebens verschläft der Mensch.
«Die nächtliche Existenz ist zum Tagesgespräch geworden», sagtMuseumsdirektor Klaus Vogel: «Der Schlaf ist vom Verdacht derZeitverschwendung befreit.» Spätestens mit den Schlafstörungen seienviele Menschen bei diesem Thema wach geworden. Je nach Umfrage gäbenbis zu 50 Prozent der Befragten an, unter solchen Störungen zuleiden. «Wir können mit der Ausstellung mehr Aufmerksamkeit auf dasSchlafen lenken. Damit wäre schon viel erreicht. Schlaf gehört zumLeben, wir sollten ihm Liebe und Aufmerksamkeit widmen.»
Obwohl das Hygiene-Museum immer wieder mit schlafwandlerischerSicherheit interessante Ausstellungen gestaltet, gab es beim Direktorvor der Eröffnung schlaflose Stunden. Auch Kurator Michael Dorrmannräumt ein: «Ja, ich habe heute Nacht sehr schlecht geschlafen.»Dennoch hat auch ihn das Thema ein wenig verändert: «Ich achte mehrauf meine Träume.» Ähnlich geht es Mitarbeiterin Saskia Weiss: «DerSchlaf ist für mich wichtiger geworden.» Vogel hofft, dass die Gästenach ihrer Reise durch die Geheimnisse der Nacht ähnlich empfinden.
Der Rundgang durch die Exposition beginnt erwartungsgemäß imDunkeln. So wie der Schlaf sich in verschiedene Phasen unterteilt,werden fünf Themenkomplexe behandelt. «Todmüde» geht unter anderemden Ursachen des Schlafes nach, in «Schlafspuren» ist zum Beispieldas erste Schlaf-EEG zum Registrieren der Gehirnströme von 1929 zusehen. Dorrmann nennt es die «Gutenberg-Bibel der Schlafforschung».Danach folgen die Abteilungen «Traumwelten», «Der flüchtige Schlaf»und «Welt ohne Schlaf».
Auch an traumhafte Legenden erinnert die Schau. Dass PaulMcCartney die Melodie von «Yesterday» nach dem Aufwachen im Pilzkopfhatte, mag nicht nur Beatles-Fans bekannt sein. Der Chemiker AugustKekulé von Stradonitz sah die ringförmige Benzol-Struktur im Traum,sein russischer Kollege Dimitri Mendelejew Teile des Periodensystemsder Elemente. Als «Schlafdiebe» werden Lärm, Stechmücke, Floh undBettwanze entlarvt. «Wachhaltepräparate wie diverse Energy-Drinksavancierten gleichfalls zum Exponat.
Am Ende kann sich der ermüdete Besucher auf einer riesigen Couchbetten und per Kopfhörer Wiegenlieder aus aller Welt oder Gute-Nacht-Geschichten hören. Ganz nebenbei hat das Museum im letzten Raum einenRatschlag für Arbeitgeber formuliert. Ein Diagramm zeigt dieLeistungsfähigkeit des Menschen während eines Arbeitstages mit starkabfallender Kurve in den späten Nachmittagsstunden. Fazit:Überstunden bringen nichts. In Dresden ist die Ausstellung «Schlaf &Traum» bis 3. Oktober geöffnet, im November schließt sich London an.