Schauspieler Schauspieler: Herzensbrecher und «König des Krimis» wird 70 Jahre alt

Paris/dpa. - Alain Delon scheint im Alter sein grenzenlosesSelbstbewusstsein und seine Überheblichkeit verloren zu haben. «Ichwarte auf die Frau, die mir Lust gibt, weiterzumachen», erklärte dasfranzösische Leinwandidol erst vor wenigen Wochen. UngewöhnlicheWorte aus dem Mund eines Frauenhelden, der mit Romy Schneider liiertwar und durch private Affären ebenso oft in die Schlagzeilen kam wiedurch seine zahlreichen Filmerfolge. Delon, der am Dienstag(8. November) seinen 70. Geburtstag feiert, scheint nach 40-jähriger Filmkarriere seine Rolle als notorischer Herzensbrecher und «König des Krimis» abzulegen. Der Altstar soll in «Asterix bei denOlympischen Spielen» den Part des römischen Kaisers Julius Cäsarübernehmen. Die Dreharbeiten sollen im Mai 2006 beginnen.
Erst vor kurzem jedoch musste Delon wegen Herz- und Kreislauf-Problemen seine Frankreich-Tournee mit dem Stück «Les MontagnesRusses» (etwa: Achterbahn) von Eric Assous abbrechen. «Esist mein Fehler gewesen. Mein Kardiologe hatte mich in meinemArbeitseifer bremsen wollen. Ich arbeite zu viel, aber ich bin zufaul, das zu tun, was die Mediziner mir raten: Sport zu treiben, zuwandern, mit dem Fahrrad zu fahren» erklärte der in dem PariserNobelvorort Sceaux aufgewachsene Schauspieler.
Delon, der in «Killer lassen bitten» oder «Nur die Sonne warZeuge» weltweit das Publikum fasziniert hat, hat schon immerungeniert und offen über sich und sein Leben geredet. Als er auf demHöhepunkt seiner Karriere war, grenzte sein Selbstbewusstsein mitSätzen wie «Ich liebe meine Mentalität, meinen Charakter, meineOffenheit, meinen Sinn für Freundschaft und Respekt» an unerträglicheArroganz und Egozentrik. Als in den neunziger Jahren seineErfolgssträhne abbrach, gab er die Schuld dem amerikanischen Kino,das als einziges Kino überleben werde. Und als er kürzlich Wochen zuGesundheitschecks ins Krankenhaus musste, gestand er seineEinsamkeit: ««Ich leide dort, wo ich schon immer am empfindlichstenwar: in meinem Herzen».
Delon, der vor fünf Jahren Schweizer geworden ist, hat mit demFilm «Der eiskalte Engel» im Jahr 1967 unter der Regie von Jean-Pierre Melville den Grundstein für sein Film-Image als unbesiegbarerund skrupelloser Einzelgänger gelegt. In «Der Swimmingpool» von 1968verfestigte er das Bild des professionellen Killers und nüchternenRoutiniers.
Einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere feierte der Frauenheld1984 in «Geschichte eines Lächelns», wo er mit Nathalie Baye in einertragischen Liebesgeschichte vor der Kamera stand. Mit diesem Filmwollte er der Öffentlichkeit zeigen, dass er nicht nur Verbrecher-Rollen spielen kann - was ihm auch hervorragend gelungen ist. Fürdiese Hauptrolle bekam er den «César», die bedeutendste französischeFilmtrophäe.
Ab 1996 wandte sich Delon dem Theater zu. In dem Zwei-Personen-Stück «Variations énigmatiques» (etwa: «Rätselhafte Veränderungen»)des Nachwuchsautors Eric-Emmanuel Schmitt wollte er wieder an seinenTheatererfolg von 1961 mit «Schade, dass sie eine Dirne ist» zusammenmit Romy Schneider anknüpfen. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Soist es in den letzten Jahren etwas stiller um den alternden, aberimmer noch attraktiven Star geworden, der mit zehn Hunden und einerKatze lebt und ein Frau sucht, kein junges Mädchen. «Eher eine reifeFrau, die das Leben und Trennungen kennt und die intelligent ist,eine wirkliche Frau eben», bekannte er.