Schauspieler Schauspieler: Ein Mephisto mit einer poetischen Seele

Wien/dpa. - Seine letzten Auftritte am Wiener Burgtheater waren von viel Kritik, Häme und auch Lob begleitet. Als er im Dezember erstmals an der österreichischen Renommierbühne Regie führte und sich dafür Shakespeares «Hamlet» aussuchte, wurde er bejubelt und beschimpft. Mit seiner Darstellung des «Cyrano von Bergerac» erntete er ebenso Begeisterung wie Ablehnung. Urteile wie «Mantel-und-Degen-Theater» oder «Museumsstück» änderten nichts daran, dass sich die Stücke zu Publikumsrennern entwickelten.
Seine steile Karriere startete der junge Darsteller mit großen Rollen vor allem in Shakespeare-Stücken von der Provinz aus. Sein Schauspielstudium in Stuttgart brach er nach zwei Jahren ab und debütierte mit 20 Jahren als Claudio in «Maß für Maß» am Landestheater Tübingen. Ab 1964 spielte er in Salzburg, dann in Düsseldorf, ab 1968 in Wien. Er bestach mit einer ambivalenten Ausstrahlung, die Bubencharme und jugendliche Energie mit Abgründigkeit verband. Eine spannende Charakterzeichnung, die ihn auch später für rätselhafte Machtfiguren und sympathische Bösewichte prädestinierte.
In den 70er Jahren avancierte Brandauer zu einem der populärsten Theaterschauspieler des deutschsprachigen Raums. Er begeisterte als Petrucchio in «Der Widerspenstigen Zähmung» und als Romeo, aber auch in Werken von Arthur Schnitzler. Dem Ensemble des Burgtheaters gehört er seit 1972 an. Hier schuf er sich mit seiner ausgefeilten, virtuosen Sprachkunst und einer eindringlichen Stimme einen großen Kreis von Bewunderern. Mit kraftvollem, oft weit ausholendem Gestus verkörperte er klassische wie moderne Helden. Er war ein bewunderter «Don Carlos», ein geliebter «Tartuffe», ein gefeierter «Hamlet» - über 100 Mal stand er von 1985 und 1989 als der Dänenprinz auf der Bühne. In Salzburg machte er den «Jedermann» zu seiner Glanzrolle.
Im Film erreichte er in dem amerikanischen Agententhriller «The Salzburg Connection» erste internationale Aufmerksamkeit. Ein Welterfolg wurde seine Darstellung des «Mephisto» in István Szabós Verfilmung von Klaus Manns Schlüsselroman über Gustaf Gründgens. Auch in seiner Filmkarriere verkörperte Brandauer mit Vorliebe zwielichtige Gestalten, war Sean Connerys Gegenspieler im James-Bond- Streifen «Never Say Never Again» und der ungeliebte Ehemann der Heldin in dem Afrika-Epos «Out of Africa».
1942 als Klaus Georg Steng in der Steiermark geboren, wuchs der Sohn eines deutschen Zollbeamten und dessen österreichischer Frau in Bad Aussee auf. Einen tiefen Einschnitt in sein Leben bedeutete für den rastlosen Schauspieler, der zwischen Amerika und Österreich pendelt, der Krebstod seiner Ehefrau, der Regisseurin Karin Brandauer, im Jahr 1992. Jahrelang war er auf keiner Bühne zu sehen. Zunehmend gewann seither für Brandauer Poetisches an Bedeutung. Er gestaltete das selten gespielte Schubert-Werk «Mandfred» mit Texten von Lord Byron oder zuletzt die Uraufführung von Jan Müller-Wielands «König der Nacht» mit dem Dirigenten Thomas Hengelbrock. Gemeinsam mit dem Musiker erhielt der erfolgreiche Schauspieler 2000 den Bremer Musikpreis.