Schau in Potsdam Schau in Potsdam: Kiefers Kunstobjekt Kuh

Potsdam/dapd. - Insgesamt sind neungroßformatige Gemälde von Wiederkäuern und sechs vom Künstlergestaltete, großformatige Bücher zu sehen. Kanzlerin Angela Merkelhatte die Schau am Freitagabend feierlich eröffnet.
Präsentiert werden die Werke in der Villa Schöningen, die direktan der Glienicker Brücke liegt. Dies ist jener Ort, an dem im KaltenKrieg Agenten ausgetauscht wurden.
"Im Ausland mehr angesehen"
Merkel sagte sie freue sich besonders, dass sie einmal über Kühesprechen könne, ohne über Agrarsubventionen nachdenken zu müssen.Die Kuh sei "der geduldige Wiederkäuer, der sozusagen in der Mühsaldes Alltags sein Leben dahinfristet und gar keinen unglücklichenEindruck macht", sagte sie. Kiefer sorgte bei den rund 120 Gästenfür Heiterkeit, als er sagte, er habe wohl eines mit der Kanzerleringemeinsam: "Wir sind beide im Ausland mehr angesehen als im Inland."
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Mitinhaber der Villa,erzählte, wie es zur Ausstellung kam. Bei einem Besuch von KiefersAtelier in Paris habe er die Kuh-Werke entdeckt. Erst sei derKünstler partout gegen eine Ausstellung gewesen. Als Kiefer dannjedoch die Villa Schöningen besuchte, sei er bei "fastsittenwidrigen Einsatz von Rotwein" doch überzeugt worden.
Heu und Dornenzweige
Kiefer, der als einer der prägenden Maler der Gegenwart gilt, istbekannt für seine politisch ambitionierte, provozierende Kunst.Häufig verwendet der Beuys-Schüler symbolische, mythische Elementeaus der Geschichte in seinen Werken. Häufig ergänzt er seineArbeiten mit anderen Materialien. So auch in dieser Präsentation: Inden herrlichen Räumen der Villa stehen auf Backsteinen meterhohe und-breite Glasvitrinen. Dahinter sind auf Leinwänden mit dickenFarbauftrag - Kiefer verwendet Öl und Acryl - liegende, weidendeoder stehende Kühe zu sehen. Auf einigen liegen Naturmaterialien wieHeu oder Dornenzweige.
"Europa" nennt der 65-Jährige einige seiner Werke, "Pasiphae"andere. Diese mythische Figur versteckte sich der Legende nach ineiner hölzernen Kuh, um sich mit ihrem geliebten Stier vereinigen zukönnen. Daraus ging der Stiermensch Minotaurus hervor, der späterviel Unheil anrichtete. Gleich hinter einem der Gemälde ist durchein Fenster die geschichtsträchtige Glienicker Brücke zu sehen. Essei natürlich kein Zufall, dass diese Bilder nun an dieser Brückezwischen Berlin und Potsdam, "wo Europa sich weitergebildet hat,gezeigt werden", sagt Kiefer, dem vor zwei Jahren als erstembildenden Künstler der Friedenspreis des Deutschen Buchhandelszuerkannt wurde. Er fügt hinzu: "Aber es gibt keinen Zufall, und esstand schon geschrieben, dass die Kühe über diese Brücke kommenwürden."
Zu sehen sind die Werke bis 31. Januar. Geöffnet ist dienstagsbis freitags von 11.00 bis 18.00 Uhr, samstags und sonntags von10.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt sechs Euro.