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Schau Schau: Frankfurt war ein Klein-Antwerpen

15.11.2005, 17:43

Frankfurt (Main)/dpa. - Mit ihren 265 Objekten wandert die Schau, die zum 450-jährigen Jubiläum der belgischen Einwanderungswelle gezeigt wird, dann nach Antwerpen.

Als 1555 die Südniederlande an das katholische Spanien fielen, mussten Reformierte und Lutheraner aus der damals reichsten Region Europas auswandern. Neben Amsterdam, Hamburg und Köln war vor allem die traditionsreiche Handelsstadt Frankfurt ein Fluchtpunkt. Der Ende des 16. Jahrhunderts verarmten Gemeinde verhalfen die Flüchtlinge zu einer neuen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Sie machten die Reichsstadt zu einem Zentrum für Malerei, Druckgewerbe, Tuchhandel, Goldschmiedehandwerk und Diamantenverarbeitung. Es entstand der Typus des Händler-Bankiers ("merchant banker"). Diese gründeten auch die Börse, die in den Hallen des Rathauses (Römer) eingerichtet wurde. Die Gründungsurkunde ist - erstmals überhaupt - in der Ausstellung zu sehen.

Bis zur Wende zum 17. Jahrhundert kamen rund 8 000 Antwerpener nach Frankfurt - rund ein Drittel von ihnen blieb. Andere wanderten weiter, vor allem nach Hanau und ins pfälzische Frankenthal. In Frankfurt, das Ende des 16. Jahrhunderts 20 000 Einwohner hatte, stellten die wohlhabenden Belgier zeitweise ein Drittel der Höchstbesteuerten.

"Frankfurt ist eine belgische Kolonialstadt", lautet leicht scherzhaft das Fazit von Ausstellungskurator Frank Berger. Die Verbindung nach Flandern blieb über Jahrhunderte bedeutsam. Die erste internationale Eisenbahnverbindung führte im 19. Jahrhundert von Frankfurt über Köln nach Antwerpen.