Satire Satire: Bildhauer rechnet mit Politikern und Managern ab

Bodman-Ludwigshafen/dpa. - Ein neues Werk des satirischen Bildhauers Peter Lenk ist am Samstag in seiner Heimatgemeinde Bodman-Ludwigshafen am Bodensee enthüllt worden. Das zehn mal vier Meter große Relief an der Rathauswand in Form eines Triptychons ist eine respektlose, provozierende Abrechnung des 61-jährigen Künstlers mit Politikern und Wirtschaftsbossen. «Ich möchte mich nicht mehraufregen über Politiker, die immer dreister lügen, und Manager, diesich die Taschen vollstopfen, sondern ihnen ein würdiges Denkmalsetzen», sagte Lenk in seiner typisch verschmitzten Art am Rande derEnthüllungszeremonie, zu der mehrere 100 Gäste gekommen waren.
Die derbe Gesellschaftskarikatur, die entfernt an Hieronymus Boscherinnert, trägt den Titel «Ludwigs Erbe» unter Bezug auf denbadischen Großherzog Ludwig, nach dem ein Teil der Doppelgemeindebenannt ist. Der Adelige thront inmitten von Feinden und Anhängern.Unter ihnen ist Baden-Württembergs Ministerpräsident GüntherOettinger (CDU), der leicht verschämt seinem Vorgänger Hans Filbingerdie Hand drückt.
Auf dem dreiteiligen Relief tummeln sich außerdem die «GlobalPlayers». Spitzenpolitiker und Top-Manager sind als kicherndeNackedeis zu sehen. «Alle stehen kurz vor der Vertreibung aus demParadies, und im Paradies trifft man sich eben nackt», erläuterte derSpaßvogel Lenk. Gleich daneben sind «Hartz-VI»-Empfänger mitsamt VW-Betriebsrat und Prostituierten versammelt. Das einfache Volk wird vonWurstessern und einer Warteschlange vor einer Behelfs-Toiletteverkörpert.
Auf humorvolle Weise deutet der Künstler an, dass sich seit denZeiten des Feudalismus nicht allzu viel geändert hat. Die da obenleben in Saus und Braus, während die da unten ihre Bedürfnisseunterdrücken müssen. Lenk nimmt schon seit vielen Jahren dieMächtigen auf die Schippe. Seine Skulpturen stehen vor allem in derBodenseeregion, aber auch in Berlin, zum Beispiel die «Mauerkieker».So zeigte Lenk in den vergangenen Jahren Helmut Kohl alsEhrenwortbuben oder einen liebestollen Rudolf Scharping. Der DichterMartin Walser grollt ihm, weil er ihn in Überlingen auf einem Gaulals Reiter über den Bodensee dargestellt hat. Streit gab es anfangsauch um Lenks bekanntestes Werk, die neun Meter hohe Imperia an derKonstanzer Hafeneinfahrt. Sie erinnert seit 1993 an Huren zur Zeitdes Konzils (1414-1418). Heute gehört die Statue zu den Wahrzeichender Bodenseestadt.
Doch Lenk hat auch Kritiker. Sie werfen ihm ein immer gleichesSchema vor und finden, seine spöttischen Figuren seien keine zeitloseKunst. Skeptisch war zuerst auch Bodman-Ludwigshafens BürgermeisterMatthias Weckbach. Er wurde dann aber nach eigenem Bekunden zum Fan.Weckbach versprach sich von dem Kunstwerk «mehr Ausstrahlung» seiner4000-Einwohner-Fremdenverkehrsgemeinde. Er setzte darauf, dass nachder vereinbarten zweijährigen Probe-Ausstellungszeit Lenks Werk fürimmer in der Gemeinde bleiben werde. Das Touristikamt hat maßgeblichzu den Kosten von 35 000 Euro beigetragen, der Rest kam vonSponsoren.
Auch Claudia Maden vom Verein der Kunstfreunde, der das Werkangeregt hatte, meinte: «Ich gehe davon aus, dass die Bürgerbegeistert sind.» Andere Kommunen hätten schon Interessesignalisiert, sollte Lenks Triptychon am Ausstellungsort einMisserfolg werden.