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Sangerhausen Sangerhausen: Schleefs Stadtplan eröffnet einen Raum

Von Andreas Montag 10.06.2007, 14:55

Sangerhausen/MZ. - Die Stadt Sangerhausen an der Grenze zum Thüringischen, wo er 1944 geboren wurde, die prägende Mutter, Schule in der Nachkriegszeit, beflaggt mit sozialistischen Parolen - all das hat Schleef lebenslang begleitet.

Immer wieder nahm der 2001 in Berlin Gestorbene diesen Kanon auf, ausdrücklich der Bezug auf den Kosmos von Sangerhausen. 1987 hat Schleef, der 1975 nach einer Inszenierung in Wien im Westen geblieben war, für die Berliner Ausstellung "Zuhause - Familienleben in der Provinz" einen begehbaren Stadtplan seiner Heimatstadt gemalt - auf Spanplatten von insgesamt annähernd 250 Quadratmetern Größe. Akribisch hat er Straßen und markante Orte verzeichnet, immer wieder mit Hinweisen auf persönliche Bezüge in der für ihn charakteristischen, tagebuchartigen Form kommentiert: "Die Scharfe Ecke, Gastwirtschaft und Unfallort" ist ebenso verzeichnet wie der Standort der "1. Mai Tribüne", "Die Fräulein Poppe, wo ich Indianer kaufte" und der wiederkehrende Hinweis auf "Vaters Bau", die Spuren des Architekten Wilhelm Schleef bezeichnend.

Dass der Stadtplan (oder doch wenigstens sein zentraler Teil in zwei Teilen) nun dauerhaft in Sangerhausen gezeigt werden, verdankt sich dem Schleef-Arbeitskreis um Klaus Czudaj und Dieter Wrobel sowie der ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sangerhäuser Werbe- und Designfirma Unison. Letztere hat sich just in dem Gebäude von Schleefs ehemaliger Schule eingerichtet, so dass sich ein weiterer Kreis schließt.

Freilich wird Schleef, dessen Plan nun nicht auf dem Boden liegt, sondern an zwei Wänden präsentiert und durch ein multimediales Computer-Terminal ergänzt wird, zu Hause nur umso deutlicher erkennbar sein: Als einer der bedeutendsten, dauerhaft modernen deutschen Dichter des 20. Jahrhunderts, dessen Stärke die Herausforderung des Bestehenden war. Eine andauernde Zumutung, nicht nur für Sangerhausen. Und ein Schatz.