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Sachsen Sachsen: Museum dokumentiert Weberei und Stadtgeschichte

22.01.2004, 10:13
In der Alterfil Nähfaden GmbH in Oederan werden von der Mitarbeiterin Karin Böttrich Nähfäden für die Konfektionsindustrie gefertigt. Das sächsische Unternehmen ist Komplettanbieter für Nähfäden, die in 435 Standartfarben und 40 zweimal jährlich wechselnden Modefarben europaweit für die Konfektionsindustrie produziert werden. (Foto: dpa)
In der Alterfil Nähfaden GmbH in Oederan werden von der Mitarbeiterin Karin Böttrich Nähfäden für die Konfektionsindustrie gefertigt. Das sächsische Unternehmen ist Komplettanbieter für Nähfäden, die in 435 Standartfarben und 40 zweimal jährlich wechselnden Modefarben europaweit für die Konfektionsindustrie produziert werden. (Foto: dpa) ZB

Oederan/dpa. - Sachsens Kulturlandschaft wird um eine spezifische Adresse reicher. Am Markt der kleinen Stadt Oederan nahe Freiberg öffnet an diesem Montag (26. Januar) das neue «webMuseum». Hinter zwei alten Fassaden verbirgt sich ein moderner Gebäudekomplex, der unter einem Dach zwei Museen und andere städtische Einrichtungen vereint. Hauptattraktionen sind das Webereimuseum und die Präsentation der Stadtgeschichte. Auch die Bibliothek, das Archiv, ein Festsaal, Gaststätte und Bowlingbahn fanden eine neue Bleibe.

Das Haus kostete 6,5 Millionen Euro. Geld floss von der Städtebauförderung und von der Landesstelle für Museumswesen. Von der Planung bis zur Bauausführung waren vorwiegend Firmen aus der Region beteiligt. «Seit Jahren waren die zwei Museen, aber auch die Stadtbibliothek mehr schlecht als recht untergebracht», sagt Museumsleiterin Ramona Metzler. «Die Stadt steht hinter dem Bau und wir sind stolz auf unser neues Haus.» Die Planungen für das Museum begannen im Jahr 2000; seit August vorigen Jahres läuft der Umzug, werden die Exponate aufgebaut.

Hinter den drei Buchstaben «web» verbirgt sich das Thema des neuen Kulturtempels: weben - erleben - begreifen. «Zugleich symbolisieren sie das Internet-Zeitalter, das in einem neuen Museum nicht fehlen darf», sagt die Museumschefin. Multimedia-Vorführungen machen mit Oederan und seinen musealen aber auch touristischen Einrichtungen bekannt.

Mit Staunen wird der Besucher vor zwölf großen Webstühlen stehen, die aus der alten Handweberei Simon stammen. Handwebermeisterin Helga Hofmeister und vier Mitarbeiter demonstrieren an den beeindruckenden Maschinen alte Webtechniken. «Hier stellen wir Stoffe aus Leinen, Baumwolle, Viskose oder Wolle her, die dann im Museumsshop verkauft werden», erzählt sie.

Auch mechanische Webstühle wurden wieder flott gemacht, an denen noch bis 1991 in der «Wäscheunion» Oederan Bett- und Nachtwäschstoffe produziert wurden. «An denen lernten damals die Lehrlinge, die vier Maschinen wurden uns geschenkt», berichtet Metzler. In den hohen lichten Räumen erinnern Exponate aber auch an die Innung der Tuchmacher, beurkundet von 1492. Zu bewundern sind auch Innungsladen oder aus alter Zeit ein Weberstübchen, in dem gelebt und gearbeitet wurde.

Für Oederaner Hausfrauen hält das Museum eine Besonderheit parat: Gegen ein kleines Entgelt sorgt die elektrische Wäschemangel für glatte, schrankfertige Wäsche.

Im Museum für Stadtgeschichte, ein Stockwerk höher, taucht der interessierte Gast in die Welt der Vereine ein, kann die Herstellung von Zigarren nachvollziehen oder dem Bergbau auf der Spur sein. Auch eine komplette Handdruckerei aus Freiberg fand in dem neuen Museum ihren Platz, die ebenfalls als Schauwerkstatt arbeitet.

«Ich betrachte das neue Museum als regionale Einrichtung. Wir sammeln und bewahren nicht nur für Oederan und seine fünf Ortsteile, sondern auch für die Verwaltungsgemeinschaften Frankenstein und Gahlenz», sagt die Museumschefin. Ihr werden Chroniken ins Haus gebracht, alte Textilien oder Postkarten. «Wir sammeln alles.»

«Mit dem neuen Museum wird Oederans Zentrum aufgewertet», meint Metzler. «Wir hoffen weiter auf viele Besucher, besonders auch auf Touristen, die unser Klein-Erzgebirge im Stadtpark besuchen.» Die Miniaturwelt von Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges diesseits und jenseits der tschechischen Grenze zählt jährlich etwa 100 000 Besucher. «Wenn Ende März dort die Saison beginnt, wird bereits ein Kombiticket für beide Einrichtungen angeboten», sagt Metzler.