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Sachsen Sachsen: Eine Königsdynastie mit Imageproblemen

Von Simona Block 14.07.2008, 05:35
Prinz Alexander von Sachsen (2.v.r.) steht in Dresden gemeinsam mit seiner Frau, Prinzessin Gisela von Sachsen (2.v.l.) und den Kindern Paul-Clemens (l.), Maria Teresita (M.) und Mauricio-Gabriel (r.) auf der Terrasse seiner Villa in Dresden. (Foto: dpa)
Prinz Alexander von Sachsen (2.v.r.) steht in Dresden gemeinsam mit seiner Frau, Prinzessin Gisela von Sachsen (2.v.l.) und den Kindern Paul-Clemens (l.), Maria Teresita (M.) und Mauricio-Gabriel (r.) auf der Terrasse seiner Villa in Dresden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Die Familie aber ist entzweit und wegen der Rückforderungennach Kunstgut durch die Erben des letzten Monarchen Friedrich AugustIII. seit Monaten in den Negativschlagzeilen. Nach öffentlicherhobenen Ansprüchen auf Möbel, Porzellan, Gemälde und Pretiosen ausden Staatlichen Kunstsammlungen hagelte es Vorwürfe wie «Raffgier»,«Beutefeldzug» und «Feudalismus».

Die Sammelleidenschaft des legendären Kurfürsten Friedrich AugustI., genannt der Starke, und seines Sohnes Friedrich August II. im 18.Jahrhundert begründete den Ruhm der Museen, die wie die BarockbautenTouristen in Scharen nach Sachsen locken. Der Stammsitz Burg Wettinbei Halle (Sachsen-Anhalt) gab dem Adelsgeschlecht im 11.Jahrhundert den Namen. Als der König 1918 abdankte, hatten dieWettiner gut 800 Jahre über Sachsen geherrscht, seit 1806 als Könige.Sie gehören wie die Hohenzollern, Wittelsbacher und Württemberger zuden vormals regierenden Königshäusern.

1924 erhielten die später von den Nazis Verfolgten bei derFürstenabfindung Kunstschätze und Immobilien; nach 1945 wurden sievon der Sowjetunion enteignet. Heute gibt es zwei rivalisierendeErbengemeinschaften, zu denen Vertreter der nächstenWettiner-Generation gehören: die Prinzen Alexander und Rüdiger. Beideleben in Sachsen.

Alexander kam 1998 mit seiner Familie aus Mexiko und wurde 1999nach Regeln des Hausvereins vom Markgrafen adoptiert. Zuvor hatte ihnder Familienrat wegen Kinderlosigkeit der Königsenkel zum Nachfolgerbestimmt - zu Rüdigers Unbehagen. Dieser hält sich für den legitimenNachfolger, fiel aber bei der Wahl durch. Er sei zwar Mitglied derFamilie, stehe aber nicht in der «Thronfolge», da er aus einer nichthausgesetzmäßigen Ehe stamme, erklärt der Wettiner-Experte ChristophJaestedt. Die Ehen seines Vaters Timo seien laut Hausgesetz nichtebenbürtig und ohne Zustimmung des Hauschefs geschlossen worden.

Rüdiger kaufte mit dem Geld seiner Onkel einst familieneigeneWälder zurück und gründete mit seinen Söhnen einen Forstbetrieb. Der54-Jährige mischte sich öffentlich in die Rückforderungsdebatte einund zettelte 2003 einen Familienzwist um die «Thronfolge» an. EinigeWettiner versagten dem Markgrafen die Gefolgschaft und gründeten zweiGegenvereine zum Verein Haus Wettin.

Während Prinz Rüdiger mit seinem Lebenswandel Schlagzeilen machte,warb Prinz Alexander seit 2003 in Diensten des Freistaates umInvestoren. Sein Vertrag wurde nach dem Abgang von MinisterpräsidentGeorg Milbradt (CDU) nicht verlängert. «Ich würde gern meine Arbeithier fortführen», sagt der Adlige, der im Rückgabestreit fürSachlichkeit plädiert. Nach dem Entschädigungs- undAusgleichsleistungsgesetz von 1994 müssen Adligen und Privatsammlern,die zwischen 1945 und 1949 in der DDR enteignet wurden, beweglicheSachen zurückerstattet werden.

Eigentlich hatte sich das Land Sachsen schon 1999 gütlich mit denWettinern geeinigt und Kunstwerke für knapp 23,6 Millionen Mark (12,1Millionen Euro) angekauft sowie rund 6000 zurückgegeben. Die neuenForderungen gehen auf eine Öffnungsklausel in diesem Vertrag fürnicht gefundene oder noch auftauchende Stücke zurück. Dieses Malstrebt nun der Freistaat eine abschließende Lösung an, bei der dieWettiner auf weitere Ansprüche verzichten. Mit einer solchenpauschalen Abgeltung könnte auch der Markgraf leben.