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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Neue Theatersaison mit über 100 Premieren

Von Maria Böhme 05.06.2012, 16:59

Halle (Saale)/MZ. - Sehnsucht. Mit diesem Begriff ist die Spielzeit 2012 / 13 des Theaters Naumburg überschrieben. Das Motto spiegelt nicht nur den Wunsch der Intendantin Susanne Schulz wieder, das selbst ernannte "kleinste Stadttheater Deutschlands" weiter in Naumburg und der Region zu etablieren, sondern auch das Verlangen vieler Theatergänger in Sachsen-Anhalt, in der neuen Saison von den Bühnen des Landes mal wieder überrascht - und bewegt zu werden.

Über die Relevanz theatraler Erfahrungen wird vielerorts angesichts von notwendigen Sparmaßnahmen und sich verändernden Sehgewohnheiten diskutiert. Aufgabe der Theater ist es, diesen Diskurs auf eine neue Ebene zu hieven. Nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie sollte es in Zukunft gehen. Wie muss Theater im 21. Jahrhundert aussehen und sich anfühlen, wenn es für Menschen von Bedeutung sein will? Ein Blick in die neuen Spielpläne verrät, welche Antworten die Theater bereit halten:

Theater Magdeburg

Mit 36 Premieren in der neuen Theatersaison ist die Bühne der Landeshauptstadt die produktivste. Dicht gefolgt von den Bühnen Halle mit 34 Neuproduktionen. Magdeburgs Schauspieldirektor Jan Jochymski inszeniert den Schiller-Dauerbrenner "Kabale und Liebe". Neben anderen Neuinszenierungen klassischer Theatertexte darf man vor allem neugierig auf den zweiten Teil von Jo Fabians Magdeburger Trilogie sein. In "Ottos Traum" thematisiert der Medienkünstler und Choreograf die Gründungsmythen der Ottostadt. Ein Grenzgang zwischen Theater, Tanz und Bildender Kunst ist zu erwarten. Ein Konzept fürs 21. Jahrhundert? Die "Tanzbegegnungen" des Balletts bieten Einblicke in die Arbeit des international tätigen Choreografen Can Arslan und der Magdeburger Ballettmeisterin und Choreografin Olga Ilieva. Während Schauspiel und Ballett versuchen, mit Uraufführungen zu punkten, setzt das Musiktheater auf zwei Jubilare: Giuseppe Verdi und Richard Wagner.

Nordharzer Städtebund

Das Theater im Harz heizt mit dem Spielzeitmotto "Selbstverständlich!" der Diskussion um die Existenzberechtigung eines regionalen Theaters abseits der Metropolen ein. Neben vielfach leichten Musiktheater-Produktionen wuchtet Ballettmeister und Choreograf Jaroslaw Jurasz mit "Clockwork Orange" ein Schwergewicht auf die Bühne. Das Ballettensemble muss beweisen, dass es sich von der genialen Interpretation von Anthony Burgess Romans durch Filmregisseur Stanley Kubrick abzugrenzen vermag. Auch im Schauspiel setzt man auf bereits verfilmte Stoffe wie "Charleys Tante". Mit kollektiven Filmerfahrungen Menschen ins Theater locken? Das Nordharzer Städtebundtheater geht auf Nummer sicher. Gewagt dürfte aber die Neuauflage der Lese-Reihe "Text" werden. Gedacht wird dabei auch Halberstadts großem Sohn Alexander Kluge.

Bühnen Halle

Nach der Schließung der Spielstätte des Thalia Theaters geht es in der neuen Saison trotzdem mit fünf Sparten weiter. Vor allem das Puppentheater macht neugierig auf die kommende Spielzeit. Mit "Nico and the Navigators" konnte eine renommierte freie Berliner Gruppe für die Inszenierung "Shakespeares Sonette" gewonnen werden. Das bekannte Puppentheater unter der Leitung von Christoph Werner will beweisen, dass das Spiel mit Figuren eine unterschätzte Form der darstellenden Kunst ist. Nicht nur in Magdeburg sondern auch in der Saalestadt wird Jo Fabian seine Spuren im Programm hinterlassen. Hier mit Brechts "Das Leben des Galilei". Weiterer Höhepunkt ist die Aufführung des gesamten Zyklus des "Ring des Nibelungen".

Anhaltisches Theater Dessau

"Wer wir sind" will das Anhaltische Theater mit seiner 218. Spielzeit ergründen. Zur Identitätsfindung wird es dann unter anderem hinaus in die Natur gehen. Kurzerhand wird die Insel Stein im Gartenreich Dessau-Wörlitz zu Tauris und dem Schauplatz von Goethes "Iphigenie auf Tauris". Erbauer Fürst Leopold III. Friedrich Franz

von Anhalt-Dessau holte mit dem "Stein" das Ambiente italienischer Architektur nach Wörlitz. Intendant und Regisseur André Bücker sucht das Neue im Alten. Tradition wird groß geschrieben in Dessau. Deswegen wird im "Bayreuth des Nordens" auch die Premiere des zweiten Teils des "Ring des Nibelungen", "Siegfried", groß gefeiert. Gedacht wird außerdem der Jahrhundertflut 2002, der DDR - und natürlich dem Bauhaus. Es wird sich zeigen, was bei soviel Geschichte an Gegenwärtigem bleibt.

Theater Naumburg

Mit immerhin neun Premieren lockt die kleine Bühne nach Naumburg, darunter fünf Uraufführungen. Vieles ist für Kinder dabei. Erwachsene dürften sich vor allem auf die ambitionierte Lese-Reihe "Der Geist aus der Flasche", die den Sehnsüchten deutschsprachiger Philosophen gewidmet ist, und auf "Ich bin ein göttlicher Hanswurst" freuen. Rainer Lewandowskis Stück dreht sich um den letzten Abend des Philosophen Nietzsche.

Landesbühne Eisleben

Die Landesbühne Sachsen-Anhalt versucht auch in der kommenden Spielzeit den Spagat zu schaffen zwischen Kunst und Masse. Ein breites Publikum soll mit den zehn Neuproduktionen erreicht werden. Und so gibt es sowohl Klassiker wie Goethes "Clavigo" als auch boulevardeske Unterhaltung. Kindern und Jugendlichen sind die Hälfte der Neuinszenierungen gewidmet, darunter die einzige Uraufführung: "Cowboy ohne Pferd."