Rückgabe-Forderungen Rückgabe-Forderungen: Neumann will Krisengipfel zum Streit um wertvolle Gemälde

Berlin/Hamburg/dpa. - Das Treffen soll am 20. November stattfinden, sagte einSprecher Neumanns am Sonntag der dpa und bestätigte damit einenBericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». Neumann will sicheinen Überblick über die Fälle der letzten Zeit verschaffen und sichvon den Experten die Problematik erläutern lassen.
Zuletzt hatte die Rückgabe des Gemäldes «Berliner Straßenszene»von Ernst Ludwig Kirchner (1913) aus dem Brücke-Museum an die Erbendes jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess für Wirbel gesorgt. DasSchweizer Ernst-Ludwig-Kirchner-Archiv, der Förderkreis des BerlinerBrücke-Museums und das Berliner Auktionshaus Villa Grisebach hattendie Herausgabe eines der wichtigsten Werke des deutschenExpressionismus durch den Berliner Senat als unbegründet bezeichnet.Das Bild soll am 8. November zum Schätzpreis von umgerechnet 14 bis19,5 Millionen Euro im New Yorker Auktionshaus «Christie's»versteigert werden.
Der Förderkreis des Brücke-Museums bezweifelte inzwischen, dassdas Kirchner-Gemälde mit einer ordnungsgemäßen Ausfuhrgenehmigungaußer Landes gebracht worden ist. Er appellierte am Sonntag an dasNew Yorker Auktionshaus Christie's, das Bild aus der für den 8.November geplanten Auktion zu nehmen und in Verhandlungen für eineRückkehr dieses Hauptwerks des deutschen Expressionismus nach Berlineinzutreten.
Nach «Spiegel»-Informationen haben amerikanische und deutscheAnwälte im Namen ihrer Auftraggeber weitere Restitutionsansprücheangemeldet. So sei die Stuttgarter Staatsgalerie aufgefordert worden,das Ölbild von Franz Marc «Die kleinen blauen Pferde» (1912)herauszugeben. Beim Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen liege einRestitutionsbegehren für das «Urteil des Paris» von Ernst LudwigKirchner (1913) vor, beim Sprengel Museum in Hannover für Marcs«Katze hinter einem Baum» (1910/1911). Insgesamt seien über einDutzend staatlicher Museen betroffen, heißt es in dem Beitrag.
Die Rückgabeforderungen stützen sich laut «Spiegel» auf die 1998von der Bundesrepublik und 43 weiteren Staaten unterzeichnete«Washingtoner Erklärung» über «Kunstwerke, die von denNationalsozialisten beschlagnahmt wurden». Die Bundesregierung habeaber keinen genauen Überblick darüber, welche Bilder mitRückgabeforderungen belastet sind. Im Fall zweier Stadtansichten desitalienischen Barockmeisters Canaletto weigere sich dasBundesfinanzministerium, die Kunstwerke an den Erben eines jüdischenVorbesitzers herauszugeben.