Rolf Zuckowski Rolf Zuckowski: «Mit 60 ist man irgendwie noch mittendrin»

Hamburg/dpa. - «Ich weiß heute viel mehr als damals zu schätzen,wenn mir überhaupt etwas substanziell Gutes für Kinder einfällt»,sagt der Musiker, der am Samstag (12. Mai) 60 Jahre alt wird. Vorrund 30 Jahren hatte er mit seiner Arbeit für die Jüngsten begonnen.«Damals war das ein richtiges Sprudeln!» Selbst er könne nicht mehrnachvollziehen, wie viele Lieder er in kürzester Zeit geschriebenhabe. «Heute sind es so etwas wie die Perlen, die man - wenn man siedenn entdeckt - ganz besonders putzt und pflegt.»
Dabei schlug Zuckowskis Herz nicht von Anfang an für Kinderlieder,sondern zunächst für Pop, Schlager und Folk. Der gebürtige Hamburgerist studierter Diplomwirt und arbeitete nach dem Studium zunächstbeim Musikverlag Hans Sikorski. Doch die Leidenschaft für Gesang undGitarre hatte ihn schon als Mitglied der Schulband The Beathovensgepackt. Sein Vater schenkte ihm die erste Gitarre - für Zuckowskiein wichtiger Moment. «Die Gitarre in der Hand und damit so vielausdrücken zu können, was einem auf der Seele liegt - das hat michsehr beflügelt», erinnert er sich. «Darum habe ich in den erstenJahren unendlich viele Lieder geschrieben.»
Nachdem der Musiker, Autor und Komponist mit der Band Peter, Sue &Marc beim Schlager-Grand-Prix dabei war und für zahlreiche Künstlergeschrieben hatte, widmete er sich dem jungen Publikum. Geplant wardas nicht, sondern es ergab sich einfach. 1971 wurden er und seineFrau Monika zum ersten Mal Eltern: Töchterchen Anuschka kam auf dieWelt. «Da erlebte ich plötzlich, wie so ein kleines Mädchen anfängt,zu singen», erzählt Zuckowski. «Das hat meine Frau und mich immerbeglückt und ein bisschen berührt. Gleichzeitig habe ich michgefragt: Wieso singt sie nicht mal etwas aus ihrem Leben?»
Geschichten aus dem Alltag hat der inzwischen grauhaarig undGroßvater gewordene Zuckowski mit seiner Musik oft erzählt. «Ich kannmich nicht erinnern, irgendwann mal irgendwo gesessen zu haben, umein Lied zu schreiben. Es gibt immer wieder Lebenssituationen, wo esmir plötzlich auf den Lippen liegt», erzählt der Sänger, der 1975 zurTraditionsgruppe Finkwarder Speeldeel kam. Sein erstes Singspiel fürKinder wurde zu einem seiner größten Erfolge: «Rolfs Vogelhochzeit»ist bis heute Kernstück seiner Arbeit mit Kindern geblieben. «Und siehat ihre Aktualität nicht verloren, denn es geht um die Familie, umdas Nest, um die Zeit, die man miteinander hat, aber auch um dasLoslassen», erklärt er.
Das Repertoire, das der Musiker auf 700 Titel schätzt, sei mit denKindern - nach Anuschka folgten Alexander und Andreas - gewachsen:«Wenn man meine Arbeit von 1977 bis etwa 1994 sieht, kann man ihrHeranwachsen nachlesen und nachhören.» Er entwarf für Peter Maffaydas «Tabaluga»-Konzept (1983), stand für TV-Sendungen vor der Kameraund erhielt den Musikpreis Echo. Ihm gelangen Erfolge wie «RolfsSchulweg-Hitparade», Hits wie «Du da im Radio» und ein Eintrag insGuinnessbuch mit dem 3776-zeiligen Lied «...und ganz doll mich». Dochviele Lieder für ältere Kinder seien nicht so bekannt geworden - «einPhänomen der geschrumpften Kindheit». «Die Kinder werden heute vielfrüher in die Rock-, Pop- und Jugendkultur rübergezogen - und zwarmit aller Macht», sagt er.
Mit 60 Jahren fühlt sich Zuckowski, dessen Autobiografie im Herbsterscheint, «irgendwie noch mittendrin». Seinen Geburtstag wird er aufder Bühne bei einem Konzert mit rund 250 Mitwirkenden im HamburgerCCH feiern. Am selben Tag hat eine Planetariums-Show mit seiner Musikin der Hansestadt Premiere. Im Sommer will sich der Sänger für dreiMonate zurückziehen, «allein auf den Lofoten (Norwegen) herumtreiben»und danach mit seiner Frau auf Kreuzfahrt gehen. «Ich habe mit meinerArbeit viele Dinge angelegt, die ihre Früchte tragen. Ich muss nichtganz so wie die Kollegen in Pop und Rock immer von neuen Sachenleben, sondern kann mit dem, was gewachsen ist, viel Schönes machen»,sagt er zufrieden. «Das bringt auch eine gewisse Ruhe in mein Leben.»