1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Roland Kaiser in Halle: Roland Kaiser in Halle: Und ewig tönen die Schlager

Roland Kaiser in Halle Roland Kaiser in Halle: Und ewig tönen die Schlager

Von Andreas Montag 18.04.2013, 05:22
Stimmlich nicht immer auf der Höhe, aber routiniert mit der Platzierung seiner Hits: Roland Kaiser am Mittwoch in der Händelhalle in Halle.
Stimmlich nicht immer auf der Höhe, aber routiniert mit der Platzierung seiner Hits: Roland Kaiser am Mittwoch in der Händelhalle in Halle. Winkler Lizenz

Halle/MZ - Ein bisschen Spannung muss schon sein, das gilt für Popkonzerte wie in der Liebe, von der Roland Kaiser so inbrünstig singt. Geht es gleich zur Sache, wird man die Hingabe der oder des Angebeteten womöglich weniger schätzen. Weil der Schlagerstar das weiß, schlüpft er am Mittwochabend erst zehn Minuten nach Acht durch den noch geschlossenen roten Vorhang, kommt dafür aber gleich zur Sache: „Du bist ein Niemand, wenn Dich niemand liebt“. Und schon haben die Fans in der voll besetzten halleschen Händel-Halle jeglichen Unmut vergessen. Ab jetzt wird nur noch gefeiert, fast drei Stunden lang.

Roland Kaiser ist der Mann mit dem zweiten Leben. Vor drei Jahren wurde dem chronisch Kranken eine Lunge transplantiert, im Herbst 2010 kehrte der Genesene ins Showgeschäft zurück. Triumphal., anders kann man es nicht nennen. Statt in die Baumarktliga abzusteigen, was anderen Schlagerhelden schon passiert ist, stehen Kaiser die großen Bühnen offen, das Publikum kann nicht genug bekommen von ihm.

Dafür gibt sich der knapp 61-jährige Barde aber auch redliche Mühe. Im dunkelgrauen Dreiteiler tritt er an, nach der Pause wird es ein blauer Anzug sein. Abermals mit Weste. In jedem Fall gibt es ein weißes Hemd, Krawatte und Einstecktüchlein dazu. Pikobello. Obendrein wird Kaiser von einer hervorragenden Band begleitet, die seine Schlager mit sanft rockigen Arrangements und Bläsereinsatz aufmöbelt. Der perfekt gewirkte Soundteppich hilft dem Sänger schon mal aus stimmlicher Verlegenheit, die großen, gehaltenen Melodiebögen sind seine Sache nicht in jedem Fall.

Rührend ist indes, wie authentisch Kaiser den Kaiser gibt. Gerade, wenn er an seine Grenzen geht. Nicht nur stimmlich. Seine Tanzschritte wirken unbeholfen und eckig, seine Moderationen zum Thema Nummer eins fallen zwar nicht extrem peinlich aus, sind aber auch nicht wirklich witzig. Die Lieder machen es wett. Er singt seine Hits nicht herunter, sondern verteilt die Heuler geschickt im Programm. „Dich zu lieben“, „Manchmal möchte ich schon mit dir“, „Wohin gehst Du?“, „Lieb mich ein letztes Mal“ - alles ist im Angebot. „Santa Maria“ nicht zu vergessen. Und „Joana“ natürlich, „geboren, um Liebe zu geben“. Es wird sogar getanzt. So soll das auch sein. Roland Kaiser und seine Musiker haben hart gearbeitet für den Spaß. Allein: Die Hälfte der fetten Lichtshow mit Strassgeflacker, glühenden Ufos und Flakscheinwerfern hätte es auch getan. Die Gemeinde aber ist im Schlagerhimmel.