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Roger Cicero Roger Cicero: Der King des Swing weiß, was Frauenherzen wünschen

Von Andreas Hillger 14.03.2007, 18:54

Halle/MZ. - Wem die Anweisungen gelten, ist klar, zumal sich die Sätze dort entfalten sollen, wo die meisten Männeraugen Halt suchen. Da können Ciceros Eleven noch so verwegen auf die Bühne marschieren und als hanseatisches Rat Pack posieren. "Frauen regier'n die Welt" und sind in der Händelhalle an diesem Dienstagabend auch zahlenmäßig überlegen.

Dass der neue deutsche Swing-King in der vergangenen Woche einen Überraschungssieg gegen die Mädchen-Band "Monrose" errungen hat und deshalb demnächst zum Eurovision Song Contest nach Helsinki fahren darf, ist kein Beweis des Gegenteils. Roger Cicero weiß, was Frauen wünschen - und er gibt es ihnen. Ein bisschen Schwiegersohn, ein bisschen Schwerenöter, mackie-messerscharfes Bärtchen unter gewinnendem Lächeln. Das ist ein perfekter Gastgeber, der seine exzellenten Musiker für jedes Solo belobigt und jeden Nachzügler persönlich begrüßt. Selbst wenn er behauptet, "Kein Mann für eine Frau" zu sein, ist das in der Umkehrung wahr: Cicero ist eben Einer für Alle.

Dass er nach einem Intro à la Al Jarreau dann doch bei Klaus Lages "Tausendmal berührt" landet und Rio Reisers "König von Deutschland" porentief reinigt, kann man vernachlässigen. Wenn der unverschämt freundliche Frontmann die Texte singt, die ihm Frank Ramond in die Kehle gelegt hat, dann bietet er raffinierte Unterhaltung im Breitwand-Format. Als Bandleader Lutz Krajenski nach der Pause zudem den Druck senkt, den die achtköpfige Bläsersektion bislang in die Songs gepumpt hat, kommt sogar ein wenig Blue-Light-Stimmung auf: "Du willst es doch auch" ist so ein Lied, in dem ein Mann das Zwielicht am Ende einer Party gnadenlos ausnutzt - und den letzten weiblichen Gast zu Free-Jazz-Platten im Zigarrenrauch überredet. Wenn es davon ein wenig mehr gäbe, wenn der perfekte Krawattenknoten irgendwann ein weniger lockerer säße und der fette Klunker am rechten Ringfinger gegen die Außenwand eines Whiskyglases schlagen würde, wäre die Sinatra-Pose perfekt.

Doch Roger Cicero hat ja noch viel Zeit und schon jetzt zahlreiche Fans, die ihm überall hin folgen würden - selbst wenn seine Marching Band nur bis ins Foyer zieht. Dass es eine große Geste ist, mit der er Deutschland in Finnland vertritt, lässt jedenfalls hoffen. Und da er "Murphys Gesetz" in eine Hymne verwandelt hat, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.