Rock-Poet Rock-Poet: Heinz Rudolf Kunze mit «Die Welt ist Pop»

Hamburg/dpa. - Der 50-Jährige, der Germanistik undPhilosophie studiert hat und inzwischen zu den vielseitigstenKünstlern Deutschlands gehört, war der Überraschungskandidat bei derPräsentation der Teilnehmer. «In den dunklen Jahren zwischen Nicoleund Guildo Horn hätte ich mir nie vorstellen können, daranteilzunehmen», sagt der Musiker. «Verfolgt habe ich den Wettbewerbaber immer - als Kind ganz ernsthaft, später dann eher amüsiert»,erzählt Kunze, der sich im Laufe seiner Karriere einen Namen als«Dichter und Denker des Deutsch-Rock» erarbeitet hat.
KARRIERE: Seit 1980 steht Kunze auf der Bühne, mehr als 220Lieder und rund 30 Platten hat er veröffentlicht. Von Beginn ansetzte der Musiker auf deutschsprachige Lieder - anspruchsvolle,bisweilen sarkastische Texte. Bekannt wurde Kunze in den 80er Jahrenmit Hits wie «Lola», «Dein ist mein ganzes Herz» oder «Finden SieMabel». In den 90er Jahren beschäftigte er sich mit Musical-Übersetzungen («Les Misérables», «Miss Saigon»). Drei Mal hatte ihmseine Plattenfirma die Teilnahme am Vorentscheid bereitsvorgeschlagen. «Doch ich fand das unpassend, fühlte mich daverkehrt», berichtet er.
GRAND PRIX: Jetzt sieht Kunze den Wettbewerb als «gutes Forum, ummein Lied präsentieren zu können». «Die Welt ist Pop» lautet derTitel des Rocksongs, in dem er ein «ausgelassenes Lockerland»besingt. Mit einem Sieg rechnet der Musiker jedoch nicht. «Ich glaubenicht, dass wir gegen eine Casting-Band, die gerade akut in denCharts ist, eine Chance haben. Deren Fans werden ihre Handys glühenlassen», meint Kunze. «Ich denke auch nicht, dass an dem Abend dieaugenblickliche Leistung entscheidender ist als die Gefolgschaft, dieman mobilisieren kann.» Ein englischer Text wäre allerdings geradebeim Grand Prix für ihn nie in Frage gekommen. «Ich bin sowiesodafür, dass alle Teilnehmer in ihrer Landessprache singen», betonter. «Europa soll doch seine Vielfalt präsentieren, nicht seineEinfalt.»
PLÄNE: An ein Karriereende denkt Kunze noch lange nicht. Geradeerst erschienen sein Album «Klare Verhältnisse» und seine Biografie«Meine eigenen Wege». Kürzlich stand er für sein Debüt alsSchauspieler vor der Kamera - In der ARD-Krankenhausserie «In allerFreundschaft» tritt er in einer Episode auf. «Damit mache ich meineMutter vor dem Fernsehschirm sehr glücklich», sagt Kunze. «Denn siesah immer einen Arzt in mir.» Im März veröffentlicht er sein nunmehrneuntes Buch («Ein Mann sagt mehr als tausend Worte»). Im August solldann in Hannover das Shakespeare-Musical «Kleider machen Liebe oder:Was ihr wollt» Premiere feiern. Bereits am Abend nach demVorentscheid hält er eine Lesung und Ende April startet seine Tour,die am 11. Mai endet - einen Tag vor dem Eurovision Song Contest.