Rock Rock: Klaus Renft ist im Alter von 64 Jahren gestorben
Berlin/dpa. - Klaus Renft gab der Renft Combo als einer der größten Rocklegenden der DDR ihren Namen. Sie waren zornige Rocker und widerspenstige Staatsbürger. Am Montag ist der Musiker KlausJentzsch, wie Renft mit bürgerlichem Namen hieß, im Alter von 64Jahren seinem schweren Krebsleiden, das er schon überwunden glaubte, in seiner Heimat Thüringen erlegen. Er starb nach dpa-Informationenauf dem Weg ins Schleizer Krankenhaus. Auf der offiziellen Websiteder Band hieß es am selben Tag: «Wir trauern um einen großartigenMenschen, Weggefährten und Musiker.»
Es gibt wohl nur wenige deutsche Musiker, die eine ganzeGeneration geprägt haben. Die Klaus Renft Combo, die sich in ihrenAnfängen noch «The Butlers» nannte, mit ihrem Motto und späteremAlbum-Titel «Unbequem woll'n wir sein» gehörte mit Liedern wie «Nachder Schlacht», «Wer die Rose ehrt» und «Als ich wie ein Vogel war»zweifelsohne dazu - auch wenn sie schon 1975 wegen ihrer ebensobissigen wie kritischen Texte, zu denen auch der später eingesperrteGerulf Pannach beitrug, verboten wurde. Noch 1973 hatte die bei derJugend zwischen Ostsee und Thüringer Wald ungemein populäre Band beiden Weltjugendfestspielen in Ost-Berlin auftreten können. Aus jenenJahren stammen die beiden berühmten DDR-Alben «Klaus Renft Combo» und«Renft». Ihre Platten wurden hunderttausendfach verkauft, nichtzuletzt wegen ihres Tenors «zwischen Liebe und Zorn».
«Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut» lautetenTextzeilen der Renft Combo, oder auch «Ketten werden knapper/Undbrechen sowieso». Das Lied «Glaubensfragen» griff das Thema deroffiziell totgeschwiegenen Bausoldaten der Nationalen Volksarmee auf.Als die Band in der «Rockballade vom kleinen Otto» eine missglückte«Republikflucht» aufgriff, war «Schluss mit lustig», das Berufsverbotfolgte auf dem Fuße. Für Renft war seine Combo ein «struppig-anarchistisches Projekt, eine Lebensauffassung».
1967 war die Band zunächst mit Titeln von Led Zeppelin bis PinkFloyd durch die DDR getourt, bis 1969 der regimekritische LeipzigerLiedermacher Gerulf Pannach zu ihnen stieß, was in der Folge nichtohne Konflikte auch innerhalb der Band blieb. Aber auch ihr Auftretenin puncto Klamotten und sonstigem Outfit geriet immer mehr inskritische Visier der DDR-Kulturbehörden. Später meinte Renft, dernicht wenig trank zu jener Zeit: «Wir waren lauter Individualisten,eine bunt zusammen gewürfelte Truppe der Unberechenbaren.»
Nach der Wende kehrte der aus der DDR ausgereiste Renft zurück,und die Band fand sich zu einer Reunion-Tour durch Ostdeutschlandwieder zusammen. 1999 veröffentlichten sie nach 25-jähriger Pause ihrAlbum «Als ob nichts gewesen wäre», danach trennten sich die Wegewieder. Im September 2005 starb das Band-Mitglied Peter «Pjotr»Kschentz. Renft meinte zuletzt: «Wenn ich auf der Bahre liege, dawill ich mir sagen: Mensch, du warst ein klasse Typ. Das heißt, duhast alles gemacht aus den Möglichkeiten, die du hattest. Und dabeihast du dich nicht verführen und verbiegen lassen.» Aber einausschweifendes Leben war es schon, wie manche seiner WeggefährtenRenft auch immer wieder kritisch ermahnten.