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Richtfest Richtfest: Dresdner Albertinum als «Brücke für die Kunst»

Von Simona Block 30.10.2008, 14:30
Die Luftaufnahme zeigt das Dresdner Albertinum, über dessen Innenhof in 12 Metern Höhe die Werkstätten der Staatlichen Kunstsammlungen und das hochwassersichere Kunstschätze-Depot entstehen. (FOTO: DPA)
Die Luftaufnahme zeigt das Dresdner Albertinum, über dessen Innenhof in 12 Metern Höhe die Werkstätten der Staatlichen Kunstsammlungen und das hochwassersichere Kunstschätze-Depot entstehen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Diese und die Galerie NeueMeister können von 2010 an fast ihren gesamten Bestand dauerhaftausstellen, der seit Kriegsende überwiegend im Depot verborgen war.Mit Sanierung und Umbau des Monumentalbaus von 1884/87 vervierfacht sich die Fläche für die Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts. DasProgramm für dieses neue Albertinum, an dem am 4. November Richtfestgefeiert wird, sieht Präsentationen von Gemälden und Skulpturen vor,aber auch von Grafik und neuen Medien. Ergänzend zu den Ausstellungenwerden Schaudepots eingerichtet. «Es gibt damit erstmals einen Hortfür die moderne Kunst in Dresden», sagt Woelk.

Zugleich erhalten die Staatlichen Kunstsammlungen einhochwassersicheres Zentraldepot - in einer vom Berliner ArchitektenVolker Staab geschaffenen spektakulären «Arche». Das 60 Meter langezweigeschossige Gebäude aus Stahl scheint in Höhe der Traufkante insAlbertinum eingehängt. «Für mich ist es eine Brücke für die Kunst»,sagt Woelk. Das neue Kunstdepot ist nötig, da die Aufbewahrungsräumemehrerer Museen beim Hochwasser 2002 überflutet und die sichereLagerung von Kunstgütern dort unmöglich geworden waren. Künftigwerden nun die nicht ausgestellten Bilder der beiden Galerien Alteund Neue Meister sowie die Restaurierungswerkstatt der Malerei inzwölf Metern Höhe quasi über dem künftigen Foyer schweben.

«Die Museumsarchitektur Dresdens ist im 21. Jahrhundert angekommenund erreicht somit gewiss auch mehr Freunde des Zeitgenössischen»,hofft Generaldirektor Martin Roth. Derzeit füllen Baulärm, Staub undSchmutz die riesigen rohbaufertigen Räume, deren künftiges Aussehennoch Vision ist. Die modern gestalteten Säle sollen nicht nur dieGemälde von der Romantik bis zur Moderne und Skulpturen vom 19.Jahrhundert bis zur Gegenwart aufnehmen, sondern auch das Depot derSkulpturen aus allen Epochen. Mosaik- und Klingersaal hingegen werdennach historischem Vorbild ausgestaltet.

«Im Mosaiksaal werden die Skulpturen des Klassizismus mit einemSchwerpunkt Ernst Rietschel stehen, dessen Nachlass wir bewahren; imKlingersaal wird die Kunst im Zeitalter von Wagner und Mahler mit derMalerei von Böcklin und Klinger bis zu Sascha Schneider und dem 20.Jahrhundert gezeigt», sagt Woelk. Im zweiten Obergeschoss biete sichdann ein chronologischer Rundweg von den Romantikern wie Caspar DavidFriedrich über die deutschen Impressionisten wie Lovis Corinth, MaxSlevoigt oder Max Liebermann bis zur Kunst der Gegenwart und GerhardRichter. Der aus Dresden stammende Künstler wird zwei Räume miteigenen Werken speziell für die Galerie Neue Meister einrichten.

«Hier soll aktuelle Gegenwartskunst gezeigt werden», sagt Woelkund weist in eine riesige Halle mit vielen Säulen, die nach demZweiten Weltkrieg interimistisch die Räume des Grünen Gewölbes unddes Münzkabinetts beherbergte. Geplant seien dort Schauen modernerKunst aus privaten Sammlungen und aus Beständen der Galerie. In denSchmalseiten des Gebäudes werden Verwaltungsräume und Schaudepotsuntergebracht, in denen auch Fotografien und Zeichnungen aus demKupferstich-Kabinett sowie neue Medien zu sehen sind.

Das 1600 Quadratmeter große Foyer unter der «Arche» soll auchVeranstaltungen dienen. Die 3200 Tonnen schwere Stahlkonstruktion der«Brücke» liegt auf einem Aufzugsschacht und zwei Meter dickenStahlbetonstützen, die bis in den felsigen Untergrund ragen. Für dasneue Albertinum, das 2010 wiedereröffnet werden soll, gibt Sachsen 45Millionen Euro aus. In das Depot- und Werkstattgebäude mit 3000Quadratmetern Nutzfläche fließen auch Fluthilfe-Gelder und Spenden.Darunter die rund 3,4 Millionen Euro, die 2003 bei einer Auktion derNationalgalerie Berlin erzielt wurden, für die aus Dresden stammendeKünstler wie Richter und Georg Baselitz 46 Werke spendeten.

Das entstaubte und architektonisch aufgewertete Albertinum sollauch ein Magnet für jüngere Generationen und eine «Inkunable derArchitektur» werden. «Bisher gibt es keinen generellen Überblick überdie Kunst der Moderne in einem Haus und auch nicht so ein großesMuseum für die Skulpturen der Moderne von Rodin bis heute», erklärtWoelk. Dresden habe lange künstlerische Traditionen mit Höhepunktenin allen Epochen. «Das ist ein Pfund, mit dem nun gewuchert werdensoll.»