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Revue Revue: Ex-Friedrichstadtpalast-Intendant ist tot

06.04.2009, 11:39
Der ehemalige Intendant des Friedrichstadtpalastes, Alexander Iljinskij (rechts), kommt im September 2005 mit Freund zur Premiere der neuen Revue «Casanova» im Friedrichstadtpalast in Berlin. Iljinskij ist tot. (FOTO: DPA)
Der ehemalige Intendant des Friedrichstadtpalastes, Alexander Iljinskij (rechts), kommt im September 2005 mit Freund zur Premiere der neuen Revue «Casanova» im Friedrichstadtpalast in Berlin. Iljinskij ist tot. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/Potsdam/dpa. - Iljinskij war überraschend im Alter von 61Jahren in seinem Haus in Potsdam-Babelsberg in der Nacht zumvergangenen Samstag vermutlich an Herzversagen gestorben, teiltensein Lebensgefährte und der Friedrichstadtpalast am Montag der dpamit. Sie bestätigten damit einen Bericht der Zeitschrift «SuperIllu». Der jetzige Intendant des Revue-Theaters an derFriedrichstraße, Berndt Schmidt, betonte in seinem Nachruf,Iljinskijs große Verdienste machten ihn «im Gedächtnis des Hausesunsterblich».

Der studierte Theaterwissenschaftler und Philosoph mit markantemKahlkopf und Schnauzbart leitete von 1993 bis 2004 das größteRevuetheater Europas und wurde seinerzeit als «Retter desFriedrichstadtpalastes» gefeiert, nachdem das Theater mit dem Endeder DDR in große Schwierigkeiten geraten war. Mit seinem Konzept derVerbindung von klassischer Revue mit theatralen Elementen in Revuenwie «Classics», «Sterne» und «Cinema» sorgte Iljinskij wieder fürsteigende Zuschauerzahlen.

Mit großer Betroffenheit haben der Regierende Bürgermeister KlausWowereit (SPD) sowie Spitzenpolitiker der CDU und der Linken auf denüberraschenden Tod Iljinskijs reagiert. Auch der BerlinerKulturstaatssekretär André Schmitz reagierte bestürzt. «Dass derFriedrichstadtpalast nicht das Schicksal des Schillertheaters teilenmusste, verdanken wir Alexander Iljinskij», sagte Schmitz der dpa.Das Berliner Schillertheater war 1993 als Staatliche Schauspielbühnegeschlossen worden.

Das Revuetheater selbst würdigte Iljinskij als «Retter desFriedrichstadtpalastes» und sprach seinem Lebensgefährten seineAnteilnahme aus. «Dass der Palast die Wiedervereinigung als Bühne mitZukunft überlebt hat und dass er in diesem Monat am 27. April seinen25. Geburtstag feiern kann, ist Sascha Iljinskij zu verdanken»,betonte Intendant Berndt Schmidt im Namen des gesamten Ensembles inseinem Nachruf.

Die internationale Theaterwelt verdanke Iljinskij neue undinteressante Impulse, betonte Wowereit in seinem Nachruf. In seinerZeit als Intendant des Friedrichstadtpalastes sei es ihm gelungen,dieses traditionsreiche Haus als größtes und erfolgreichstesRevuetheater Europas zu etablieren. «Das war wahrhaftig keine leichteAufgabe. Iljinskijs Erfolg war auch ein Erfolg für Berlin, auf demseine Nachfolger im neuen Berliner East-End aufbauen können», betonteder auch für das Kulturressort verantwortliche Regierungschef undfügte hinzu: «Wir trauern mit seinem Partner, seinen Angehörigen undFreunden.» Iljinskij wurde mit dem Verdienstorden des Landes Berlinausgezeichnet.

Der Landes- und Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, FrankHenkel, sowie der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, MichaelBraun, äußerten ebenfalls ihre Anteilnahme. «Mit seinem hohenEngagement und dem Mut, den Friedrichstadtpalast auch auf neue Wegezu lenken, hat er ihn nicht nur weit über Berlin hinaus strahlenlassen, sondern die Kulturszene in Berlin nachhaltig bereichert»,betonten die CDU-Politiker. «Es ist auch sein Verdienst, dass derFriedrichstadtpalast heute eine Gesamtberliner Institution ist.»

Die Linke trauert «um einen großen Theatermann, dem Berlinunendlich viel zu verdanken hat». Der kulturpolitische SprecherWolfgang Brauer hob hervor, dass Iljinskij das Revuetheaterübernommen habe, als es 1993 vor dem künstlerischen undwirtschaftlichen Zusammenbruch gestanden habe. Binnen kürzester Zeithabe er den Friedrichstadtpalast wieder zum «Solitär in dereuropäischen Bühnenlandschaft» gemacht. «Iljinskij war derGewährsmann für unterhaltsames Revue-Theater auf hohem künstlerischenNiveau. Er sorgte entscheidend dafür, dass diese originäre Schöpfungder DDR-Theaterlandschaft zu einem unverzichtbaren Bestandteil derKulturlandschaft des wiedervereinigten Berlin wurde.»