Restauration im Grünen Gewölbe Restauration im Grünen Gewölbe: Schönheitskur für Pluto und Proserpina

Dresden/dpa. - Der von Simon Troger (1693-1733) geschaffene «Raub der Proserpina»ist eines von rund 3000 Stücken der Dresdner Schatzkammer, die fürdie neue Präsentation des berühmten Grünen Gewölbes im Schlosskonserviert, restauriert oder gereinigt wurden. «Noch etwa 100Objekte müssen bearbeitet werden», sagt Direktor Dirk Syndram.Insgesamt seien für das seit September geöffnete moderne Neue GrüneGewölbe und den noch geschlossenen historischen Teil etwa 20 Prozentder knapp 4000 Teile umfassenden Sammlung überholt worden. Die imKrieg zerstörten historischen Räume sollen 2006 eröffnet werden.
Pluto und Proserpina befanden sich wie viele andere Stücke ausPlatzmangel seit Kriegsende im Depot. Viele der knapp 400Bestandteile des Kunstwerkes stehen noch in Schwabs Werkstatt inKistchen und Schächtelchen sortiert und beschriftet bereit. «Sie mussirgendwann einmal runtergefallen sein», sagt Schwab und zeigt aufBruchschäden. Zudem sei sie nicht entsprechend den notwendigenBedingungen gelagert worden. «Es war offenbar feucht und kalt, sodass die Leime mit Auflösung reagierten.» Das Figuren-Paar derMythologie braucht mindestens 50 bis 52 Prozent Luftfeuchtigkeit undeine konstante Temperatur von 18 bis 20 Grad Celsius.
Ins Bild gesetzt hat die Sage um 1740 der damals wohl berühmtesteElfenbeinschnitzer Troger aus Haidhausen bei München, der überwiegendfür Bayerns Kurfürsten arbeitete. Diese Skulptur aber schuf er fürSachsens August III., der sie am 5. Mai 1751 erwarb, um sie derkurfürstlichen Prinzessin zum Namenstag zu schenken, erzählt Schwab.Die Gruppe gebe es in vierfacher Ausführung. «Ohne das fastidentische Vergleichsstück im Bayerischen Nationalmuseum Münchenhätten wir es nicht zusammensetzen können.»
Der Legende nach entführte Pluto die Tochter von Jupiter undCeres, weil er sich in sie verliebte, sie aber nicht heiraten durfte.Nach einer Entscheidung Jupiters heiratete sie Pluto doch, mussteaber die Hälfte des Jahres bei der Mutter auf der Erde verbringen. Solebte sie im Frühling und Sommer bei Ceres, im Herbst und Winter beiihrem Gatten. Aus Kummer lässt lässt Ceres - die Göttin derFruchtbarkeit - in dieser Zeit nichts wachsen.
Den Raub schnitzte Troger in Zuckertanne, Schlangenholz undElfenbein. «Bei dem Elfenbein fehlt bis auf einen kleinen Drachennichts», sagt Schwab. «Die Gruppe ist reichhaltig genug, da wird ernicht vermisst werden.» Dafür sei der Wagen unvollständig und mitTeilen, die nach Fotos und Vorgaben gefertigt wurden, komplettiertworden. Das authentische Holz fand Schwab bei einem Händler, derdiese exotischen Materialen noch führe. «Der "Raub der Proserpina"braucht schweres Holz, das sehr selten und teuer ist», erklärt sie.Es werde wie früher mit Leim verbunden, der bei Bedarf auch wiederaufgelöst werden kann. «Kunstharz lässt sich nicht mehr lösen.»