Reiseverbot für «Guernica» Reiseverbot für «Guernica»: Streit um das berühmte Picasso-Gemälde

Madrid/dpa. - Immerhin trägt das Gemälde den Namen ihrer «heiligen Stadt», dennGuernica (baskisch: Gernika) ist für die Basken das Symbol ihrerEigenständigkeit. Zudem hatte Picasso sich bei seinem Antikriegswerkvom Bombardement der Stadt durch die «Legion Condor» inspirierenlassen, die Adolf Hitler im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) zurUnterstützung des späteren Diktators Francisco Franco entsandt hatte.
Die Bombardierung wird sich im April 2007 zum 70. Mal jähren. Zudiesem Anlass wollen die Basken das Picasso-Gemälde im Guggenheim-Museum in der - bei Guernica gelegenen - Metropole Bilbao ausstellen.Die autonome Regierung des Baskenlands stellte bei der spanischenRegierung offiziell den Antrag, das Monumentalwerk ausleihen zudürfen. Die Antwort aus Madrid ließ nicht auf sich warten. «Das Bildbleibt an seinem Platz im Madrider Königin-Sofia-Museum und wird anniemanden ausgeliehen», erklärte Kulturministerin Carmen Calvo. «Wenndem Werk etwas zustößt, müsste ich als Ministerin dafür geradestehen.» Scherzhaft fügte sie hinzu: «Dann müsste ich ins Exil gehen- wenigstens bis nach Schweden.»
Das Gesuch der Basken war keineswegs das erste, das Madridablehnte. Japan hatte das Gemälde zum 50. Jahrestag desAtombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki zeigen wollen undFrankreich auf einer Picasso-Retrospektive in Paris - 2004 gab esaber dann doch noch einmal eine Ausnahme für eine Ausstellung imehemaligen Atelier des Künstlers in Paris.
Der Grund für die Ablehnungen: Experten hatten 1997 festgestellt,dass die Leinwand zahlreiche Risse und Kratzer aufweist. Der Zustanddes Werkes sei so «alarmierend», dass bei einem Transport irreparableSchäden drohten, betonten die Gutachter. Die Farbe habe sich zum Teilvon der Leinwand gelöst und werde nur von einer Wachsschichtzusammengehalten, die in den 50er Jahren zur Stabilisierung desWerkes aufgetragen worden war.
«Guernica» - mit seinen Maßen von 7,76 mal 3,49 Meter größer alsein Fußballtor - war früher kreuz und quer durch die Welt gereist.Nach dem Sieg der Franco-Truppen im Bürgerkrieg wurde das Bild in dieObhut des New Yorker Museum of Modern Art gegeben. Es wurde inunzähligen Städten in Amerika und Europa ausgestellt. Wegen seinerGröße musste es dabei für jeden Transport ein- und später wiederausgerollt werden. Dies erklärt, weshalb das Werk sich heute in einemso heiklen Zustand befindet. 1981 kehrte es nach Spanien zurück.
Die Basken wollen sich allerdings mit dem Nein aus Madrid nichtabfinden. «Heute gibt es Methoden, die einen Transport mit allenSicherheitsgarantien erlauben», sagte die baskischeRegierungssprecherin Miren Azkarate. Der Direktor des Guggenheim-Museums, Juan María Vidarte, erläuterte, dass das Bild mitsamt seinerHalterung in einem Spezialcontainer befördert werden könne, ohne dasses eingerollt werden müsse.
Picasso hatte das in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehaltene Werküber die Schrecken des Krieges 1937 für die Weltausstellung in Parisgemalt. Der Künstler selbst hatte die Stadt Guernica nie gesehen,sondern sich von Fotos aus der Zeitung inspirieren lassen.