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Regisseur von "Sonnenallee" liest in Halle Regisseur von "Sonnenallee" liest in Halle: Leander Haußmann stellt seine Autobiografie vor

Von andreas montag 30.01.2014, 14:23
Leander Haußmann fühlt sich wie zu Hause in Halle.
Leander Haußmann fühlt sich wie zu Hause in Halle. Thomas Meinicke Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Hier spricht ein Freund der Heiterkeit, das hatte man erwarten dürfen. „Ein bisschen Licht könnt ihr lassen im Zuschauerraum. Ich will sehen, wer lacht“, ruft Leander Haußmann am Mittwochabend über die Köpfe des Publikums zu den Technikern des neuen Theaters Halle hinauf. Und plaudert munter weiter. Dass so viele Menschen gekommen sind, freut ihn. Ob auch welche von draußen darunter seien? Oder alle von hier, aus dem Theater?

Da hat er die Herzen schon gewonnen, es wird gelacht und Haußmann spinnt seinen Faden weiter. Erzählt, dass er ja auch mal Theaterdirektor gewesen sei, in Bochum, und stellt seine dortigen Erfolge selbstironisch in Zweifel. Einmal habe er den Regisseur Luc Bondy zu einer Lesung nach Bochum eingeladen. Und weil trotz dessen Ruhms peinlicherweise nur ganze 20 Tickets im Vorverkauf abgesetzt worden waren, habe er kurzerhand die ganze Belegschaft dazu verdonnert, den Saal zu füllen. Haußmann erzählt seine Schnurren mit lässigem Charme, ganz passend zum Untertitel seines jüngst erschienenen Buches „Buh“. Der lautet „Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück“ und spielt mit dem erfolgreichen Genre der Ratgeberliteratur.

Das scheint zu funktionieren, „Buh“ verkaufe sich gut, meldet Haußmann. Das Gedränge am Büchertisch im Foyer, wo der 54-Jährige nach der Lesung geduldig signiert, spricht für diese These. Und wer sich auf gebildetem Niveau amüsieren will, ist bei Haußmann richtig - als Leser oder als Zuhörer.

Das Rezept des Schreibens erklärt der Schauspieler und Regisseur im Vorwort. „Ick lass et einfach loofen“, berlinert er unter Hinweis auf seinen Kollegen Frank Castorf, dem er dieses goldene Wort dankt. Haußmann ist Berliner, „doch zu meinem Ärger wurde ich in Quedlinburg geboren“. Das müsse er nun ein ganzes Leben lang mit sich herumschleppen.

Die Harzer werden es ihm verzeihen, Haußmann reist mit Geschick als der ewige Lausbub, dem man eigentlich nichts nachtragen kann. Das nimmt die Menschen für ihn ein - und seiner Eitelkeit schmeichelt es natürlich auch.

Dabei nimmt er die Kurven manchmal sehr scharf - etwa, wenn er das hallesche Publikum fragt, ob es Matthias Brenner kenne. Den Hausherren immerhin. Der wolle unbedingt ein Kapitel aus seinem, Haußmanns, Buch lesen. Was Brenner dann auch tut. An anderer Stelle sagt Haußmann, seiner Beobachtung zufolge wären die Intendanten umso dicker, je kleiner die Stadt sei. Das raunt es im Saal. „Aber Halle ist ja groß“, beruhigt der Spötter die Gemeinde.

So geht es kurzweilige 100 Minuten lang. Zuletzt hat Haußmann mehr gespielt als gelesen, wie er als Regisseur seinen inzwischen verstorbenen Vater Ezard dazu bringen wollte, sich in der Rolle des Königs von Spanien ans Gemächt zu fassen. Der wollte das nicht: „Der König von Spanien fasst sich da nicht hin“, monierte der Alte starrsinnig, der Sohn hielt dagegen. Eine köstliche Szene, die voller Liebe für den Vater ist.

Und schließlich schreibt Haußmann auch über das Sterben des alten Mannes. Rührend ungeschützt und zärtlich erzählt der Sohn, was er selber noch in Erinnerung hat davon. Schade, dass er diese Passage in Halle nicht gelesen hat.

Leander Haußmann: „Buh. Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück“, Kiepenheuer & Witsch, 271 S., 18,99 Euro