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Reformationsjubiläum Reformationsjubiläum: Ein Kapitel Weltgeschichte für die Westentasche

Von Andreas Hillger 13.02.2009, 18:04
Blick auf Reproduktionen eines Gemäldes von Martin Luther nach Lucas Cranach (FOTO: DPA)
Blick auf Reproduktionen eines Gemäldes von Martin Luther nach Lucas Cranach (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

HALLE/MZ. - Im Falle von Martin Luther scheint das Ziel einer solchen Reise zumindest zeitlich klar vorgegeben: Am 31. Oktober 2017 wird sich sein Wittenberger Thesenanschlag gegen den Ablasshandel, der gemeinhin als Initialzündung der Reformation gilt, zum 500. Mal jähren.

Spannung vor dem Finale

Die bis dahin verbleibenden Jahre sind zur Lutherdekade ausgerufen worden, für deren Finale deutsche Touristik-Experten eine ähnliche Anziehungskraft wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 prophezeien. Doch diese Reformations-Reisenden aus aller Welt brauchen kompetente Wegweiser. Im Hänssler-Verlag hat Cornelia Dömer jetzt einen "biografischen Reiseführer" vorgelegt, der dazu einlädt, "Mit Martin Luther unterwegs" zu sein. Dabei ist sie sich der Schwierigkeiten durchaus bewusst: Eine bloße Aneinanderreihung der äußeren Stationen würde Luthers historischer Rolle nicht gerecht, Entwicklung und Wirkung des Mannes aus Mitteldeutschland lassen sich nur bedingt aus seinem räumlich relativ begrenzten Aktionsradius herleiten. Immerhin liegen Eisleben als Geburts- und Sterbeort sowie Wittenberg als Lebenszentrum kaum zwei Autostunden voneinander entfernt.

Seinen wichtigsten Gegenspielern kam Luther nur auf kurzen Reisen nach Rom, Worms und Augsburg nahe. Zusammen mit Magdeburg, Eisenach und Erfurt als Schul-Stätten sowie mit der Wartburg als Ort der Bibel-Übersetzung ergibt sich ein überschaubarer Lebens-Horizont. Doch darüber wölbt sich ein Himmel, dem Martin Luthers eigentliches Interesse galt. Also erzählt Cornelia Dömer in knapper, klarer Sprache auch von "Erlebnissen, die sein Leben veränderten" und von "Luthers Kampf gegen den Ablass", lässt das "Bekenntnis der evangelischen Kirche" und "Luthers Gegner" Revue passieren. So bietet sie - ergänzt um Infoboxen zu so unterschiedlichen Themen wie der "Luther-Rose" oder zu "Ablass elektronisch" - Weltgeschichte für die Westentasche. Ein nützlicher Begleiter ist das Kompendium auch dank vieler Bilder, Zitate und Karten sowie dank des Anhangs, der Adressen und weiterführende Links vereint.

Vertrauter Gegenstand

Dass die Autorin ihren Gegenstand bestens kennt, verdankt sich ihrer Karriere: Nach dem Studium von Anglistik, Romanistik und Geografie arbeitete sie zunächst für die Gesellschaft "Luther in Sachsen-Anhalt", von 2000 bis 2007 war sie Geschäftsführerin des Wittenberger Luther-Zentrums. Im Vorwort schreibt Bischof Christian Krause, der von 1997 bis 2003 dem Lutherischen Weltbund mit rund 70 Millionen Christen vorstand, dass es "nicht um eine ,Heldenverehrung' Martin Luthers" gehen dürfe. Auch die fatalen Irrtümer - etwa in Luthers Äußerungen über die Juden - dürften nicht vergessen werden. Cornelia Dömer hat auch sie dokumentiert - und damit einen sachlichen Kontrapunkt zum Kult gesetzt, der sich derzeit auch in Ansätzen eines Pilgerns auf dem "Luther-Weg" äußert.

Cornelia Dömer: "Mit Martin Luther unterwegs. Ein biografischer Reiseführer", SCM Hänssler Verlag 2008, 149 Seiten, 14,95 Euro