Rechtschreibung Rechtschreibung: Unstrittige Teile der Reform werden ab 1. August verbindlich
Berlin/dpa. - Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) sagte: «Esmuss jetzt Klarheit herrschen». In den Schulen würden die neuenSchreibweisen bereits seit Jahren unterrichtet. Bremens BürgermeisterHenning Scherf (SPD) sagte, die Ministerpräsidenten «fallen ihrenKultusministern nicht in den Rücken».
Die Kultusminister hatten sich Anfang Juni einstimmig daraufverständigt, zunächst die unstrittigen Reformteile mit Beginn desneuen Schuljahres für verbindlich zu erklären. Abweichungen von denneuen Schreibweisen sollten fortan von den Lehrern nicht nurgekennzeichnet, sondern auch als Fehler gewertet werden.
Als weitgehend unstrittig gelten die neuen Regeln für die Groß-und Kleinschreibung und die Laut-Buchstaben-Zuordnung (Stängel stattbisher Stengel, aufwändig statt aufwendig oder Soße statt Sauce).
In den Streitfällen hingegen, wo in nächster Zeit Empfehlungen desRates für deutsche Rechtschreibung zu erwarten sind, sollen dieLehrer «Toleranz» üben und keine Fehler werten. Dies gilt vor allemfür die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Silbentrennung und dieZeichensetzung. Diese Teile sollen nach ihrer Überarbeitungnachträglich in das verbindliche Regelwerk eingeführt werden.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bezeichnetedieses geteilte in Kraft treten der Reform als nicht sinnvoll. Esschaffe für die Schüler mehr Verwirrung als Klarheit. Auch derVorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerischeKultusminister Hans Zehetmair (CSU) sagte, er hätte einem komplettenAufschub um ein Jahr begrüßt.
Dagegen kritisierte der Bundeselternrat den Vorstoß der Unions-Ministerpräsidenten. Es sei pädagogisch unsinnig, Beschlüsse immerwieder umzustoßen, sagte Elternratsvorsitzender Winfried Steinert derdpa. Die Kultusminister hätten sicher mehr Fachkompetenz in dieserFrage als die Ministerpräsidenten.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung war von den Kultusministernnach den heftigen Protesten gegen die Reform eingesetzt worden. Inihm arbeiten jetzt auch Kritiker der Reform mit. Mit großer Mehrheithatte er sich unlängst auf Empfehlungen für die besonders umstritteneneue Getrennt- und Zusammenschreibung verständigt. Danach sollenVerben wie wie heilig sprechen und fertig machen nicht mehr getrenntsondern wieder zusammen geschrieben werden.
Zehetmair hatte dazu erklärt, auch einem Leser müsse klar werden,ob es sich in einem Text um einen «vielversprechenden» oder um einen«viel versprechenden Politiker» handele. Dazu wollen dieKultusminister jetzt die Lehrer- und Elternorganisationen hören.Empfehlungen zur Zeichensetzung und Silbentrennung sollen folgen.