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«Ratatouille» Regisseur Brad Bird fordert Respekt für Ratten

04.10.2007, 09:33

San Francisco/dpa. - Ratten in der Küche sind der Albtraum eines jeden Kochs. Das Animationsstudio Pixar hat sich dennoch nicht davon abschrecken lassen, in «Ratatouille» einen haarigen Nager an den Herd zu stellen und ihn dank seiner feinen Nase prompt zum Gourmet-Chef zu befördern. «Ratten sind unverwüstlich, sie verdienen Respekt», sagte der Oscar-prämierte Regisseur Brad Bird im Pixar-Hauptquartier bei San Francisco der Deutschen Presse-Agentur dpa. In den USA hat der Animationsfilm schon mehr als 200 Millionen Dollar eingespielt.

Welche Art von Rattenforschung haben Sie für «Ratatouille» betrieben und was haben Sie dabei gelernt?

Brad Bird: «Am liebsten würde ich ihnen erzählen, dass wir etliche Wochen mit den kleinen, haarigen Viechern in Abwässerkanälen verbracht haben, aber das wäre gelogen. Wir haben uns Dokumentarfilme angeschaut und hatten auch einige Ratten in Käfigen hier im Studio. Ich habe sie häufig beobachtet und liebe es, wie sie ständig schnuppern und ihre Umgebung mit der Nase wahrnehmen. Plötzlich erschien die Idee gar nicht mehr so absurd, dass eine Ratte auf den Gedanken kommen könnte, Koch zu werden.»

Haben Sie versucht, die Ratte Remy und ihre Nagetierfamilie sympathischer erscheinen zu lassen?

Brad Bird: «Die meisten Leute haben eine Abneigung gegen Ratten und so dachten wir anfangs, typisches Rattenverhalten zu vermeiden. Aber das habe ich schnell als Fehler erkannt. Die Zuschauer müssen die Charaktere erst als Ratten wahrnehmen, etwa, wie sie in Gruppen zusammenlaufen, was schon recht gruslig aussieht. Ist dieser Schock einmal überwunden, kann man den Tieren nach und nach nettere Züge abgewinnen und mit ihnen fühlen. Gleich am Anfang weist Remy fast entschuldigend darauf hin, dass er eine Ratte ist. Das macht zum Beispiel auch ein guter Komödiant, der etwa recht dick oder recht groß ist. Er macht gleich einen Witz über sein Gewicht oder seine Länge, um dieses unangenehme Thema sofort aus dem Weg zu schaffen. Danach können sich die Zuschauer entspannen.»

Hatten Sie Sorge, dass sich die Franzosen über eine Ratte in einem Pariser Fünf-Sterne-Restaurant ärgern könnten?

Brad Bird: «Ich glaube, die Franzosen haben genug Humor und können sich an einer guten Komödie erfreuen. Ich hoffe, dass sie das Absurde dieser Geschichte sehen. Es ist ein Film, den man mit Popcorn genießen sollte. Auf unseren Reisen nach Paris sind wir sehr freundlich aufgenommen worden. Wir haben die besten Restaurants besucht und den berühmtesten Köchen dort über die Schulter geschaut.»

Gespräch: Barbara Munker, dpa