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Rapper Common ist im richtigen Moment da

05.12.2008, 15:09

Hamburg/dpa. - Keine Frage, der schwarze Hip-Hop erlebt im Moment eine Wiedergeburt, Amerika ist in Bewegung geraten, seit Barack Obama seinen Weg ins Weiße Haus eingeschlagen hat.

Am Wahltag hat Q-Tip sein neues, hochgelobtes Album mit dem programmatischen Titel «The Renaissance» veröffentlicht, Kanye West schwimmt mit seinem überraschend soften «808s & Heartbreak» auf der Erfolgswelle, und jetzt legt Common mit «Universal Mind Control» ein intelligentes Album vor, das genau im richtigen Moment fertig geworden ist.

Common war schon immer einer der «guten» Rapper, der sich seit den 90er Jahren vom Goldkettchen-Kommerz und Chauvinismus des Gangsta Rap wohltuend abgesetzt hat. Der 1972 in der Chicagoer South Side als Lonnie Rashied Lynn geborene Musiker hat sich längst zum Multitalent gehausert. Common ist in Hollywood ein gefragter Actor, zuletzt stand er an der Seite von Angelina Jolie und Morgan Freeman für den Film «Wanted» vor der Kamera, bei James Camerons Action-Sequel «Terminator Salvation» ist er ebenfalls an prominenter Stelle dabei. Ganz wichtig ist Common seine «Common Ground Foundation», eine Stiftung, die für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit in den USA kämpft. Nebenbei schreibt er auch noch Kinderbücher. Fast schon zuviel des Guten.

Für sein neues Album hat sich das Multitalent die Neptunes Pharrell Williams und Chad Hugo sowie seinen Kumpel Kanye West als Produzenten an Bord geholt. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen: das Album hat keine Angst vor Pop-Seligkeit, manches ist fast zu nett geraten, insgesamt aber spiegelt «Universal Mind Control» in lässigem Understatement den gesellschaftlichen Aufbruch in den USA wieder.

Eine unglaubliche Erleichterung beflügelt die Arrangements, gleich im zweiten Track spielen sich Common und Kanye West relaxt die Bälle zu, und die Sonne scheint in «Make My Day», auch dank Sänger Cee-Lo. Ansonsten gibt Common dem Tanzaffen durchaus Zucker («Sex 4 Suga»), schreckt vor Banalitäten nicht zurück («Announcement») und singt dann zusammen mit seiner siebenjähriger Tochter Mushinah ein Lied für Obama. «Change is Hope»: Der neue Präsident in einer Reihe mit Gandhi, Shakespeare und Martin Luther King. Das kann man kitschig finden, aber was für ein Erdbeben diese Wahl ausgelöst hat, kann man sich als weißer Mitteleuropäer sowieso nicht vorstellen.

Nach diesem hoffnungsvollen Statement kommt das Album noch einmal richtig in Fahrt: «Inhale» hat mächtig Groove, «What a World» ist definitiv geniale Dance-Mucke mit schön fetten Beats, und zum Finale gelingt Common mit Sängerin Martina Topley Bird ein schöner Pop-Epilog. Das ist Hip-Hop für die neue Zeit.

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