Comeback Rammstein: Grandiose Rückkehr mit einem Friedenslied
Drei Jahre nach ihrem letzten Album stellt die Berliner Band mit „Zeit“ ein erstes gewaltiges Stück aus einem Album vor, das Ende April erscheinen wird. Das erste Video sehen mehr als zwei Millionen Menschen in einer Nacht.

Halle - Sie waren nie weg, die sechs Brachialrocker aus Berlin, die ihre ersten großen Erfolge vor 30 Jahren in der halleschen Schorre gefeiert hatten. Spätestens mit ihrem namenlosen siebten Album von 2019 avancierten Rammstein zur erfolgreichsten deutschen Rockband aller Zeiten - in 14 Ländern stand „Rammstein“ an der Spitze der Charts, eine geplante Tour war binnen weniger Minuten ausverkauft.
Im Kreuzzug gegen die Zeit
Dann kam Corona und der Triumphzug von Sänger Till Lindemann und Co. durch die Stadien der Welt musste immer wieder verschoben werden. Die Band, neben Lindemann Paul Landers und Richard Z. Kruspe an den Gitarren, Keyboarder Flake, Oliver Riedel (Bass) und Christoph Schneider (Schlagzeug), nutzte die Zeit, um ein neues Album einzuspielen, das genauso heißt: „Zeit“. Erscheinen wird das Werk am 29. April, jetzt aber hat die Band bereits eine erste Single vorgestellt, die hier zu sehen ist.
Mehr als zwei Millionen Menschen schauten sich das sechsminütige Werk allein in den ersten zwölf Stunden nach der Veröffentlichung an, zumeist begeistert, wie die Kommentare und Bewertungen schließen lassen. „Zeit“, auch das Vorabstück heißt so, arbeitet mit den verlässlichen Rammstein-Konstanten. Ein lyrisches Klavier, fliorrende Keyboards von Flake, dann ein Till Lindemann, der noch sanfter und zarter singt als zuletzt. Schließlich setzen schwere Gitarren ein, das lyrische Ich fliegt davon und aus der Ballade wird eine typische Rammstein-Hymne.
Am Puls der Zeit
Ein Lied, das am Puls der Zeit ist, wie die begleitenden Bilder zeigen. Die Musiker der oft als „umstritten“ kritisierten Band, die ihre Ursprünge in der DDR-Punkszene und der linken Szene hat, treten in Uniformen auf, es wird geschossen und gestorben, gepackt in poetische Bilder, für die der Schauspieler und Musiker Robert Gwisdek verantwortlich zeichnet. Für die neuen offiziellen Bandfoots hingegen stand kein anderer als Rock-Superstar Bryan Adams hinter der Kamera.
„Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen«, singt Till Lindemann dazu, „Zeit, das soll immer so weitergehen/Zeit, es ist so schön, so schön/Ein jeder kennt den perfekten Moment.“ Großes Kino, das ganz ohne den martialischen Auftritt auskommt, für den Rammstein bekannt sind. Hier wird übers Meer gerudert und im Dschungel gestorben, Gwisdek übersetzt Lindemanns Lyrik in schwelgerische Bilder von großer Rätselhaftigkeit. „Zukunft kann man nicht beschwören“, wart das Lied, „erschaffen und zugleich beschwören.“
Bitte bleib steh'n
Weg ist das doppeldeutige Pathos von "Deutschland", einem Land, dessen Liebe auf dem Vorgängeralbum „Fluch und Segen" war, weshalb sich Till Lindemann nicht nur aus reimtechnischen Gründen verweigerte und sang "Deutschland, meine Liebe / kann ich dir nicht geben". Die Zeit, sie ist darüber hinweggegangen. Die Probleme sind heute größer, das Orchestrale, Opernhafte des Rammstein-Sounds 2022 entspricht dem.
Rammstein, eigentlich eine Maschine mit begrenztem Funktionsumfang, entpuppen sich als Werkbank, an der auch Zwischentöne klingen können, die Hoffnung machen in düsteren Tagen. „Wenn unsre Zeit gekommen ist, dann ist es Zeit zu geh’n / aufhör’n, wenn’s am schönsten ist, die Uhren bleiben steh’n“, flüstert Till LIndemann. Und auch: „So perfekt ist der Moment, doch weiter läuft die Zeit / Augenblick, verweile doch, ich bin noch nicht bereit.“